Zuhause bleiben und trotzdem Sport treiben? Fitness-Startups wollen das ermöglichen.

Für kleinere Fitnessstudios, Gruppensportangebote und selbstständige Trainer wird es ernst. Bleiben die zahlenden Kunden mehrere Wochen zuhause, droht vielen das Aus. Doch Sport- und Wellness-Startups wie Urban Sports Club, Classpass oder Gympass arbeiten mit Hochdruck an Alternativen zum analogen Sportangebot und an neuen Ausschüttungsmodellen.

„In Deutschland und anderen Ländern haben wir eine große Bedeutung für die Studios – darum haben wir auch eine Verantwortung ihnen gegenüber“, sagt Urban-Sports-Club-Gründer Moritz Kreppel gegenüber Gründerszene. Rund 12.000 Sportanbieter sind auf seiner Plattform europaweit vertreten. Das Berliner Unternehmen hat nach eigenen Angaben eine sechsstellige Anzahl von Nutzern.

Nutzer können pausieren oder zuhause trainieren

Seit dieser Woche bietet die Sportflatrate aufgrund von Corona eine Pausierungsfunktion für ihre Mitglieder. Das Problem: Wenn zu viele pausieren, brechen den Studios die Einnahmen weg. Das Unternehmen setzt deshalb auf Onlinekurse. Wer weiter Mitglied ist, kann nun auch auf zahlreiche Angebote zugreifen. „Jeden Tag kommen neue Studios mit Onlinekursen hinzu“, sagt Kreppel.

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Der US-Wettbewerber Classpass ergreift hierzulande ähnliche Maßnahmen. Mitgliedern würden Audio- und Video-Trainings über den Homescreen der App zur Verfügung gestellt, heißt es vom Unternehmen. Die Heim-Workouts umfassen Übungen aus den Bereichen High Intensity Interval Training (HIIT), Yoga, Stretching und Meditation. Die Mitgliedschaft zu pausieren ist ebenfalls möglich. Classpass hat international etwa 30.000 Partnerstudios.

Das brasilianische Startup Gympass, das auch in Deutschland mit Sportangeboten für Arbeitnehmer vertreten ist, setzt ebenfalls auf Online-Angebote. Der Launch einer bereits geplanten digitalen Gesundheits- und Wellnessplattform sei aufgrund der Krise vorgezogen worden, sagt Ralf Aigner, Deutschland-CEO von Gympass, zu Gründerszene. Das Angebot ist seit Montag aktiv. Es umfasst unter anderem Ernährungsprogramme und Trainings zur Stärkung der psychischen Gesundheit. „Zum Teil haben wir auch Kurse, die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern machen können“, sagt Aigner. Gympass hat weltweit rund 50.000 Partner, darunter Fitness- und Yogastudios sowie Wellnesseinrichtungen – allein in Deutschland sind es 2.600 Partner.

Nur auf online schalten reicht nicht aus

Aber was passiert mit Schwimmbädern und Boulderhallen, die nicht digital umrüsten können? Urban-Sports-Club-Gründer Kreppel sieht die Lösung darin, die Mitgliederbeiträge etwas anders zu verteilen. Man werde sich anschauen, wo in den letzten sechs Monaten Sport gemacht wurde. „So werden die verbleibenden Mitgliedsbeiträge weiterhin auf der Grundlage der Check-in-Daten, die wir in den letzten sechs Monaten gesammelt haben, an die Partner verteilt.“ Eine solche Umverteilung ist auch im Interesse der Startups, die letztlich auf ein möglichst breites Angebot angewiesen sind. Dafür braucht es Kapital – und vor allem laufende Mitgliedsbeiträge.

Urban Sports Club hat im Dezember die letzte Finanzierungsrunde abgeschlossen, diese aber bislang noch nicht bekanntgegeben. Über die Höhe möchte Kreppel nicht sprechen. Das Thema Anschlussfinanzierung wird auch für die anderen Startups entscheidend sein, um eigene Ausfälle und die ihrer Kunden abfedern zu können. „Für die Wirtschafts- und Arbeitswelt ist es eine absolute Ausnahmesituation und ehrlich gesagt sind die konkreten Auswirkungen derzeit noch nicht absehbar“, sagt Gympass-CEO Aigner. Durch den Ausfall der analogen Sportangebote werden zudem in den Unternehmen einige Stellen redundant. Bei Urban Sports Club versuche man deshalb gerade die Aufgaben umzuverteilen, so Kreppel.

Wie Mitglieder die Onlinekurse nutzen können

Urban Sports Club bietet seine Onlinekurse beispielsweise mithilfe der Sportplattform Fitogram an. Gebucht wird weiterhin über die App, das Studio schickt dann einen Video-Link via Google Hangouts oder Skype zur Teilnahme von zuhause. Andere Anbieter setzen auf die Plattform wie Eversports oder die Bezahl-Videoplattform Zoom.

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Bild: Getty Images /Michelle Pedone