Recommerce, Momox, Bilanz 2015, Gewinn, Interview, Heiner Kroke
Recommerce, Momox, Bilanz 2015, Gewinn, Interview, Heiner Kroke Momox CEO Heiner Kroke verrät, wie es 2016 weitergehen wird.

Innerhalb eines Jahres konnte die Recommerce-Plattform Momox ihre Gewinne mehr als verdoppeln: Von zwei Millionen Euro im Jahr 2014 auf ganze 4,4 Millionen im Folgejahr. Was steckt hinter dem Erfolgskonzept, made in Germany?

Wer keine Lust auf Flohmarkt hat, kann seine Sachen auch bequem an Recommerce-Plattformen verkaufen. 100 Millionen Artikel wurden so schon seit der Gründung von Momox im Jahr 2004 weiter vertrieben. Der Nutzer muss dafür nur angeben, was er verkaufen möchte. Dafür kann er beispielsweise den Barcode des Produkts mit seiner Smartphone-Kamera einscannen. Die Sachen schickt er dann an die Plattform und bekommt das vereinbarte Geld überwiesen. Momox verdient, indem er die Ankäufe weiter über Amazon oder Ebay verkauft.

Geschäftsführer Heiner Kroke ist seit drei Jahren an der Unternehmensspitze von Momox. Der ehemalige CEO des schweizer Auktionshauses Ricardo und CEO von Ebay Kleinanzeigen erklärt im Interview mit Gründerszene, was passiert ist und was für das Geschäftsjahr 2016 ansteht.

Momox hat seine Gewinne verdoppelt – wird das Geld nun in neue Projekte fließen?

Was wir nicht machen werden, ist etwas grundsätzlich Neues. Wir bauen eher unser Kerngeschäft weiter aus. Schon jetzt sind wir der größte Händler in Frankreich. Momox verkauft über Amazon auch in Österreich, UK, den USA und Kanada – und so soll es weitergehen. Vor allem das Bekleidungsgeschäft wollen wir massiv ausbauen.

Wie grenzt ihr euch von erfolgreichen Wettbewerbern wie reBuy oder Wirkaufens ab, was macht ihr anders?

Unser größter Wettbewerber etwa hat 70 Millionen Umsatz gemacht. Momox hingegen 118 Millionen Euro. Wir sind also eine ganze Hausnummer größer. Hinzu kommt, dass wir im Vergleich zum Wettbewerb profitabler sind. Wir verfolgen das Geschäft stringenter und kundenorientierter. Viele andere konzentrieren sich auf Elektronik. Das Segment haben wir komplett aussortiert. Wir sind der Überzeugung, dass es sich dabei um keine sinnvolle Recommerce-Kategorie handelt.

Welches Produkt läuft am besten?

Sehr gut gehen Bücher. Dahingehend verzeichnen wir Wachstumsraten von 50 Prozent. Aber auch so eine Kategorie wie CDs geht erstaunlich gut und wächst zweistellig. Bekleidung hat sich sogar verdreifacht.

Eigentlich ein typischer Fall für den Flohmarkt. Warum also sollte man die Sachen an euch verkaufen?

Bei uns bekommt man einen besseren Deal als auf dem Flohmarkt. Für eine Kiste mit Klamotten gibt es ungefähr 60 Euro. Aber das hängt natürlich auch von den Marken ab. Recommerce bedeutet, dass du dort fast alles bequem loswerden kannst. Wenn du dir denkst: Mensch, die Jeans passt mir nicht mehr und liegt seit Jahren in der Schublade, dann kannst du sie uns zuschicken. Angenommen es ist eine Hose von Levis, so gibt es dafür noch 7,56 Euro. Wir zahlen das Porto und sobald sie bei uns ist und geprüft wurde, wird das Geld überwiesen.

Habt ihr Vertragspartner, mit denen ihr zusammenarbeitet?

Wir haben keine Vertragspartner. Wir verkaufen immer alles selbst. Über unsere eigenen Seiten Ubup oder auch auf Medimops. Der Rest läuft über Amazon oder Ebay. Wir suchen den besten Deal. 20 Millionen Artikel wurden alleine 2015 verkauft. Wir haben über eine Millionen Kunden und ingesamt über 1.000 Mitarbeiter an vier Standorte. IT und Marketing sitzen in Berlin. In Leipzig ist unser größtes Lager mit 700 Mitarbeitern.

Versteht ihr euch bei solchen Größenordnungen überhaupt noch als Startup?

So haben wir vor elf Jahren begonnen, ja. Es gab Ebay, aber selbst im Silicon Valley gab es keinen vergleichbaren Service, wie wir ihn bieten. Aber im Vergleich zu einem jungen Startup haben wir nun ganz klar den Vorteil, dass wir uns nicht mehr um die nächste Finanzierungsrunde bemühen müssen. Mit den Gewinnen können wir unabhängig wirtschaften. Alles andere würde uns unnötig defokussieren.

Danke für das Interview, Heiner.

Bild: Momox