Früher aufgeknöpfter: Christopher Oster im Italienurlaub 2009 („Ich hatte damals ein zweimonatiges Sabbatical eingelegt“) und heute (v.l.)

Das Jahr 2020 steht in den Startlöchern. Ein Startup-Jahrzehnt geht damit zu Ende. Wir lassen in unserem Neujahrsfragebogen noch einmal einige der spannendsten Persönlichkeiten der Gründerszene zu Wort kommen.

Sein Einstieg in die Startup-Welt ist noch keine zehn Jahre her. EBS-Absolvent Christopher Oster heuerte 2011 beim Airbnb-Klon Wimdu an, arbeitete dort für Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer. Inzwischen leitet der 36-Jährige ein Unternehmen, das er selbst mit aufgebaut hat: den digitalen Versicherungsmakler Clark. Das Startup belegte in diesem Jahr Platz eins der Gründerszene Awards

Christopher, was hast du vor zehn Jahren gemacht?

Die Nachwehen der Finanzkrise hatten mich voll im Griff. Als Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group war ich an einem Studienprojekt beteiligt, dass die Finanzmarktstabilisierung zum Ziel hatte. 

Wie hättest du reagiert, wenn dir 2010 jemand gesagt hätte, was du heute tust?

Ich hätte mich extrem gefreut. Deutschland und die Welt steckten damals in einer Wirtschaftskrise. Im Kontext dieser negativen Vorzeichen hätte ich mir nicht ausmalen können, dass wir in so kurzer Zeit ein stark wachsendes Startup aufbauen würden.

Mit welchen Trends der letzten zehn Jahre hättest du niemals gerechnet?

Viele große Trends wie E-Mobilität, Sharing-Economy, Künstliche Intelligenz und auch mobile Endgeräte haben sich abgezeichnet. Dass sie so schnell Alltag werden, war nicht zu erwarten. Am meisten überrascht hat mich, mit welcher Geschwindigkeit Streaming Normalität geworden ist und das Fernsehen ersetzt hat.

Und welche hast du überbewertet?

Schon etwas länger her: Ich hatte mir in den späten Neunziger- und frühen Zweitausenderjahren einen irre teuren Mini-Disc-Player gekauft. Kurze Zeit später hat Apple den legendären iPod Mini auf den Markt gebracht und die Mini-Disc war schnell veraltet. Verrückt, wenn man bedenkt, dass auch der iPod heute schon wieder ein Relikt aus einer anderen Ära ist. Den Mini-Disc-Player habe ich übrigens immer noch – ich mag es nicht, Dinge einfach wegzuschmeißen, in die man viel investiert hat.

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Technologie, Politik, Gesellschaft: Wie stellst du dir das nächste Jahrzehnt vor? Welche Wünsche hast du?

Ich wünsche mir mehr Umweltbewusstsein, schließlich hinterlassen wir diese Welt unseren Kindern. Vor allem dürfen wir nicht nur darüber reden, sondern müssen auch danach handeln. Politisch und wirtschaftlich betrachtet, müssen Deutschland und Europa im nächsten Jahrzehnt einen großen Sprung machen, um nicht von China und anderen Schwellenländern technologisch (weiter) abgehängt zu werden. Wir müssen mutiger und unternehmerischer technologische Entwicklungen vorantreiben, um die Lücke zu diesen Ländern wieder zu schließen.

Bilder: Christopher Oster; Chris Marxen / Headshots Berlin; Collage: Gründerszene