In Deutschland mangelt es an Eigeninitiative, Kreativität und Risikobereitschaft, sagt eine Studie.
In Deutschland mangelt es an Eigeninitiative, Kreativität und Risikobereitschaft, sagt eine Studie.

Zu wenig Geld, heißt es manchmal. Weil der Mittelstand auf Milliarden sitzt und sie nicht in Startups investiert. Oder: zu wenige wirklich große Erfolgsgeschichten. Überhaupt, Amerikaner und Chinesen können viel schneller wachsen. Gründe dafür, dass Startup-Deutschland zwar respektable Erfolge vorzuweisen hat, und zum Glück ja auch immer mehr davon, aber insgesamt in der Welt nicht die selbst erdachte Rolle spielt, gibt es viele. Vom neuen deutschen Gründergeist, der so gern heraufbeschworen wird, weil wir ihn uns sehr wünschen – deutsches Silicon Valley und so –, von dem ist leider immer weniger zu sehen.

Gesamtdeutsch zumindest, in einigen Blasen mag sich das sicher anders anfühlen, ist die Zahl der Existenzgründungen 2018 zum vierten Mal hintereinander rückläufig gewesen. Das hat jedenfalls die KfW ermittelt (PDF). Klar, gute Konjunktur, da kann man es sich ja auch mal etwas bequemer machen. Und selbstständig zu werden oder ein Startup zu gründen ist sicher vieles, nur eben nicht bequem.

Ursache für die rückläufigen Zahlen? Achtung, jetzt wird es für uns alle ein bisschen unbequem: Wir Deutschen, wir trauen uns nicht. Unter 31 entwickelteren Volkswirtschaften mit vergleichsweise hohen Einkommen sei der gesellschaftliche Stellenwert von Eigeninitiative, Kreativität und Risikobereitschaft hierzulande derart niedrig, dass Deutschland gerade mal auf Rang 22 landet. Das sagt eine für die Kollegen von der Wirtschaftswoche angefertigte Sonderauswertung des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) aus, nach eigenen Angaben weltweit größte Vergleichsstudie über Gründungsaktivitäten und Rahmenbedingungen für Startups. Nur rund 38 Prozent der 18- bis 64-Jährigen glauben, prinzipiell über ausreichende Fähigkeiten und Erfahrungen für eine Gründung zu verfügen. Zum Vergleich: In den USA sind es über 55 Prozent.

Es kommt noch schlimmer

Platz 22 also. Und es kommt noch schlimmer. Bei der physischen Infrastruktur, also Verkehrswege, IT, Kommunikationstechnik, Verfügbarkeit von Gewerbeflächen, reicht es sogar nur für Rang 24 und das dürfte vor allem für Digitalgründungen unschöne Folgen haben.

Was heißt das alles nun? Der einfache Teil: Deutschland, also der Staat, muss endlich mehr in den Ausbau von Infrastruktur investieren. Ganz einfach ist auch dieser Teil nicht, weil das ja auch Geld kostet. Aber hier liegt die Lösung zumindest nahe.

Schwieriger wird es beim Mut. Da liegt es dann doch eher an uns allen. Wir müssen verstehen, dass es ja gerade Eigeninitiative, Kreativität und Risikobereitschaft sein werden, die unseren Erfolg in Zukunft bestimmen. Laut einer OECD-Untersuchung wird sich jeder dritte Job durch Digitalisierung verändern, etwa ein Fünftel ganz wegfallen. Gut, neue Jobs wird es immer auch geben, aber die ganz großen wirtschaftlichen Chancen liegen in der Verbindung von analoger Industrie mit digitaler Technik. Das eine haben wir ja gut beherrscht. Und Zukunftstechnologien wie Blockchain und vor allem Künstliche Intelligenz boomen in Deutschland. Deswegen die gute Nachricht zum Schluss: Es gibt gar keinen Grund, sich von US-amerikanischen oder chinesischen Erfolgen zu sehr beeindrucken zu lassen und am unternehmerischen Selbstbewusstsein zu zweifeln.

Bild: RichVintage / Getty images