Postete täglich Tauchübungen von einem Mini-U-Boot in einem Pool in L.A. und ist jetzt nach Thailand gereist: Elon Musk.

Das Schicksal der thailändischen Fußballmannschaft, von der noch vier Jungen in der überfluteten Tham-Luang-Höhle festsitzen, hat sich zu einer medialen Daily Soap entwickelt – und die ganze Welt sieht gebannt zu. Etwa tausend thailändische und internationale Journalisten berichten vor Ort, täglich melden sich neue Experten mit Rettungsplänen zu Wort. Eine Bühne, auf der jetzt auch Unternehmen auftreten.

So schaltete sich Multi-Unternehmer Elon Musk schon kurz vor Beginn der Rettungsaktion aus der Ferne in die Rettungsaktion ein. Inzwischen ist der US-Hightech-Pionier nach eigenen Angaben in dem südostasiatischen Land eingetroffen. „Gerade von Höhle 3 zurückgekommen“, schrieb Musk am Dienstag auf Twitter.

„Für den Fall, dass es benötigt wird“, habe er sein Mini-U-Boot für die Rettung der noch in der Höhle festsitzenden Jungen bereitgestellt. „Lasse es hier, falls es in Zukunft von Nutzen sein kann.“ Schon zuvor fand auf Musks Twitteraccount eine Dauerübertragung seiner Rettungspläne statt. Täglich postete er Fotos und Videos von Tauchübungen mit dem Mini-U-Boot in einem Schwimmbad von Los Angeles – und platzierte so auch seine Marke in der internationalen Berichterstattung. Kritiker in den sozialen Medien werfen ihm vor, sich als Besserwisser in die Situation einzuschalten.

„Er hilft nicht. Er macht Fotos und twittert aus einem Schulschwimmbad in Kalifornien, am anderen Ende der Welt. Unsere Dankbarkeit sollte an die selbstlosen Thai Navy und SF Taucher gehen, die vor Ort sind und die Kinder herausholen“, schrieb etwa der Twitter-Nutzer Bertel Schmitt unter einen Post. Es ist nicht einmal klar, ob Musks Mini-U-Boot überhaupt durch die engen Windungen der Höhle passt. Diese sind teilweise so schmal, dass selbst Taucher ihre Sauerstoffflaschen ablegen mussten.

Auch der baden-württembergische Tunnelbohrer Herrenknecht hat vier seiner Techniker zu der Höhle geschickt, wie das Unternehmen Welt bestätigte. Sie seien mit mit den verantwortlichen Koordinatoren und Expertenteams der Rettungsmission in ständiger Abstimmung.

Auch deutscher Unternehmer erwägt Reise nach Thailand

Je nach Stand der Rettungsaktion wolle Unternehmenschef Martin Herrenknecht persönlich nach Thailand reisen. Der Plan: Mit einem Spezialbohrer wollen die Experten einen 800 Meter langen Luftschacht zu den eingeschlossenen Kindern bohren. Die Rechnung dafür trage Herrenknecht – sofern es zum Einsatz kommt – selbst. Das Unternehmen ist Weltmarkführer in diesem Bereich, kaum jemand hat so viel Expertise im Tunnelbau wie sie.

Auch wenn solche Hilfsangebote gut gemeint sind, haben sie den merkwürdigen Beigeschmack einer PR-Aktion. Eine Sprecherin von Herrenknecht wies dies gegenüber WELT zurück: „Uns geht es hier nur um die Menschenleben. Deswegen haben wir uns auf diskretem Weg eingeschaltet und haben das nicht öffentlich angeboten.“ Das Unternehmen sei über die deutsche Botschaft in Thailand an die offiziell Zuständigen der Rettungsaktion herangetreten. Tatsächlich gibt es bisher keine Pressemitteilung des Unternehmens dazu.

Elon Musks Firma Tesla „half“ auch bei Hurrikan Irma

Dennoch: Die Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren sowie ihr 25-jähriger Fußballtrainer sitzen schon seit dem 23. Juni in der Höhle fest – Herrenknecht und Elon Musk schickten ihre Experten erst zwei Wochen später an den Unglücksort, nachdem das Höhlen-Drama zur Top-Schlagzeile avanciert war.

Zudem müssen sich die Unternehmen fragen, ob sie der Aktion vielleicht mehr schaden als nützen. Die Lage ist unübersichtlich, inzwischen hat sich um die Tham-Luang-Höhle ein ganzes Lager an Helfern gebildet.

Dass gutmeinende Helfer am Ende wenig beitragen können und von solchen Katastrophen eher profitieren, ist kein unbekanntes Phänomen. Um Opfern des Hurrikan Irma in Florida zu helfen, schaltete Elon Musks Unternehmen Tesla im September 2017 die künstliche Reichweiten-Beschränkung seiner E-Autos ab. Besitzer sollten so leichter aus der Gefahrenzone flüchten können. Am Ende war die Aktion nur ein Tropfen auf den heißen Stein – brachte dem Unternehmen aber weltweit positive Schlagzeilen, die es bitter nötig hatte.

Auch Politiker nutzen Katastrophen gerne für ihre eigene PR. So ließ sich während der Jahrhundertflut der Elbe im Sommer 2002 der damalige Kanzlerkandidat Gerhard Schröder mit schwarzen Gummistiefeln im Elbschlamm von Grimma fotografieren. Nicht wenige sagen, dieser Moment habe seinen Wahlkampf gerettet.

Bild: Getty Images / Joshua Lott

Dieser Artikel erschien zuerst auf Welt.de.