Von-Floerke-Gründer David Schirrmacher
Von-Floerke-Gründer David Schirrmacher

Fast jeden Abend gibt es eine kleine Online-Unterhaltungsshow mit David Schirrmacher: Der Gründer des Modestartups Von Floerke spricht im Live-Stream über die Krise seines Startups und verteilt Rabatte an seine Kunden. Nebenbei betrinkt er sich und holt in einem Video sein Jagdgewehr heraus. Zitat: „Wir schießen die Preise ab.“

Auch den Streit mit seinem Gesellschafter Frank Thelen trägt er seit einigen Tagen öffentlich über die Facebook-Kanäle aus – und hat eine Petition gegen die Investmentfirma von Thelen gerichtet, damit diese die Unternehmensanteile zurückgebe. In seinem Shop bietet er eine „Frank-Thelen-muss-raus“-Box an. 400 der Boxen will Von Floerke nach eigenen Angaben bereits verkauft haben.

„Die Grenze ist überschritten“

Gegen diese Box geht TV-Investor Frank Thelen nun juristisch vor. Seine Anwälte haben Schirrmacher und seiner Firma eine Unterlassungserklärung geschickt – wegen einer „massiven Verletzung der Persönlichkeitsrechte“ des Investors. „Es ist eigentlich nicht unser Stil mit Anwälten gegen Gründer vorzugehen“, sagte Frank Thelen gegenüber der Wirtschaftswoche. „In dem Fall blieb uns aber keine Wahl, zu viele Grenzen sind überschritten worden.“

Auf Gründerszene-Nachfrage erklärt Thelen: „David hat verstanden, dass mein Name funktioniert und er dadurch Aufmerksamkeit bekommt.“ Anstatt sich um den Aufbau des Unternehmens zu kümmern, poste der Von-Floerke-Gründer „jeden Tag wilde Behauptungen über mich“. Von Schirrmacher heißt es gegenüber Gründerszene: „Ich habe noch nie eine Unterlassungserklärung gezeichnet und werde es auch dieses Mal nicht tun.“ Die Erfolgschancen von Frank Thelen sehe er bei zehn Prozent. In der schweren Krise des Unternehmens habe sich der Investor durch Äußerungen gegen das Unternehmen gestellt.

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Vor ein paar Monaten hatte Schirrmacher sein Produktsortiment durch Spirituosen erweitert. Durch massive Rabatte war der Ansturm so groß, dass Von Floerke nicht alle Kunden bedienen konnte. Das Unternehmen steckt seitdem in der Krise und kämpft um eine Sanierung. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Insolvenzverschleppung gegen den Gründer.

Als potenzieller Investor war der Unternehmer Ruben Welsch im Gespräch. Ein Deal kam bislang nicht zustande. Auch Welsch wurde von David Schirrmacher auf Facebook beschimpft. Aktuell prüft Welsch nach eigenen Angaben ebenfalls rechtliche Schritte gegen den Gründer. „Wir verstehen diesen blanken Hass gegen alle Helfer in dem Projekt Von Floerke nicht und sind fassungslos“, schreibt er. Die Investorengruppe um Welsch sei weiterhin gesprächsbereit für eine „positive Gesamtlösung“.

Bis Ende März muss eine Lösung gefunden werden, sagt der Gründer

Thelen hatte den Richtungswechsel des Startups heftig kritisiert. „Ich werde niemals billigen Alkohol verkaufen. Das interessiert mich so sehr wie Katzendreck-Schaufeln“, sagte er gegenüber dem Handelsblatt.

Aktuell geht es zwischen Thelen und Schirrmacher auch um die Verteilung der Unternehmensanteile. Der Geldgeber hatte bei Von Floerke nach seinem Auftritt in der TV-Show Die Höhle der Löwen investiert und hält aktuell etwa 16 Prozent an der Firma. Nach dem Skandal um die nicht gelieferten Spirituosen wollte Thelen seine Anteile an die Crowd-Anleger abgeben, die über Kapilendo mehr als eine Million bei Von Floerke investiert hatten und aktuell um ihr Geld bangen. „Unser Ziel ist es durch unseren Verzicht, die Verhandlungsposition der Kapilendo-Anleger zu stärken“, sagt Thelen.

Doch der Gründer wollte dies nicht zulassen. In einem Video auf Facebook erklärte er am Wochenende, schon mit wenigen Gesellschaftern sei eine Einigung schwierig gewesen. Er wolle keine knapp 1.000 Anteilseigner haben.

Wie geht es nun für das Unternehmen weiter? Gegenüber Gründerszene sagt David Schirrmacher: Bis Ende März müsse es eine Lösung mit allen Gläubigern gefunden geben – „sonst ist eine Insolvenz noch möglich“.

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Bild: Kim Richters/Gründerszene