Frauen müssen keine Chefin sein und dürfen auch zu Hause bleiben, sagt Hanna Bachmann. Das sei Gleichberechtigung.

Nur fünf Prozent der CEOs großer Unternehmen sind weiblich. Und auch in der Startup-Szene ist der Frauenanteil niedrig: In Deutschland liegt die Frauenquote unter Gründern bei 15 Prozent, in Frankreich (zehn Prozent) und Israel (acht Prozent) sogar noch darunter.

Gründerszene hat mit einer Gründerin gesprochen, um nach dem Grund für die ungleiche Verteilung zu fragen. Laut Hanna Bachmann, 29-jährige Chefin der Online-Versicherung Hepster, sind Frauen selbst Schuld, wenn sie es nicht ins Management schaffen.

Hanna, du bist eine Gründerin, Frau im Management – und damit eine Seltenheit. Wie stehst du zu Female Empowerment?


Ich bin der Meinung, je mehr man darüber diskutieren muss, desto weiter entfernen wir uns von einer echten Gleichberechtigung.

Du willst also nicht über das Thema diskutieren müssen. Aber bleiben die alten Probleme dann nicht bestehen?

Das kommt darauf an, was man als Problem identifiziert. Natürlich gibt es eine Menge Herausforderungen für Frauen, die sich gleichzeitig für Karriere und Familie entscheiden möchten. Was ich sage ist, dass die meisten Frauen und Mädchen meiner Generation mit den gleichen Chancen aufgewachsen sind wie Männer – und dass sie daraus etwas machen können. Ich verstehe deshalb nicht, warum sich Frauennetzwerke gründen, wir über Female Empowerment und Quoten sprechen müssen.

Weil im Management weiterhin alte Männer sitzen. Studien zeigen, dass es dort die Ansicht gibt, dass es Männer für die wichtigen Aufgaben braucht. Ist das kein Problem?

Ich kann sagen, dass es für mich nie ein Problem war.

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Du hattest als Frau im Beruf nie mit Vorurteilen zu kämpfen?

Natürlich ist es auch mir schon passiert, dass ich in einem Raum voller Männer gefragt wurde, ob ich das Protokoll führe. Ich habe darüber sehr gelacht und die Frage direkt zurückgegeben. Sowas passiert, aber ich möchte nicht alles damit abgleichen, ob es daran liegt, dass ich eine Frau bin.

Nicht?

Das gleiche hätte meiner Meinung nach auch einem jungen Mann passieren können. Ich finde es unangebracht, solche Diskussionen nur darauf zu reduzieren, dass ich eine Frau bin.

Es gibt Statistiken, die besagen, dass es deutlich weniger Frauen im Management gibt. Es liegt also am Geschlecht. Widersprichst du dem?

Ich widerspreche der Statistik nicht. Aber ich bin der Meinung, dass das kein gesellschaftliches Problem ist, sondern ein Selbsteinschätzungsproblem von Frauen. Wir haben selber viele Frauen im Unternehmen, gerade viele junge Frauen. Sie verhalten sich mittlerweile genau so oft selbstbewusst und fordernd bei Gehaltsverhandlungen wie ihre männlichen Kollegen. Da kann ich keinen Unterschied mehr erkennen. Am Ende machen wir es durch die ewigen Diskussionen, was Frauen dürfen und was sie dürfen sollten, vielleicht auch noch schlimmer.

Der Grund könnte doch aber gesellschaftlicher Natur sein. Frauen sehen, dass Führungspersonen heute Männer sind. Beeinflusst das nicht ihre Handlungen?

Das ist dann ein Kopfproblem, kein gesellschaftliches. Wenn Frauen ins Management wollen, dann müssen sie entsprechend handeln, wie alle anderen auch. Wenn ich feststelle, dass das Management in einem Unternehmen noch in der Steinzeit festhängt, dann suche ich mir ein anderes Unternehmen.

Frauen ticken da also einfach anders als Männer?

Diese Erfahrung mache ich zumindest bei uns im Haus nicht mehr. Auch für mich hat es auf meinem Weg nie eine Rolle gespielt, ob ich eine Frau bin oder nicht.

Würdest du dir wünschen, dass es mehr Frauen im Management gibt?

Das ist mir total egal. Wenn sich die Mehrheit der Frauen entscheidet, dass sie lieber zu Hause bleibt oder in andere Berufe gehen will, dann sollte das aus Sicht der Gleichberechtigung genauso ok sein, wie wenn Frauen ins Management gehen wollen.

Das ist doch aber eine Haltung, die Frauen seit Hunderten von Jahren von der Gesellschaft vorgeschrieben bekommen haben. Du sagst, dass Frauen anders sind als Männer. Haben sie dann aus deiner Sicht besondere Eigenschaften, die sie im Management ausspielen können?

Definitiv. Frauen sind besser bei Empathie und Soft Skills. Aber auch das verwischt zunehmend.

In deinem eigenen Unternehmen gibt es viele Frauen. Ist das Zufall?

Ja. Wir stellen nicht nach Quoten ein, sondern nach Kompetenz.

Welche Aufgaben übernehmen die Frauen in deinem Unternehmen?

In der klassischen Programmierung haben wir keine Frau. Da hat sich auch noch keine beworben. Wir haben aber in der IT-Administration eine Frau – und auch in allen anderen Bereichen.

Glaubst du, du wirst als Chefin anders wahrgenommen?

Nein.

Glaubst du, das ist in anderen Unternehmen der Fall?

In meinem vorherigen Unternehmen ist mir aufgefallen, dass das Auftreten von Frauen ein anderes ist. Was bei Männern als eloquent gilt, wird bei Frauen als zickig gesehen. Das liegt daran, dass Frauen, wenn sie sich ihrer selbst nicht sicher sind, aber so wirken wollen, sehr schnell eine überspannte Haltung einnehmen.

Was du sagst, klingt Frauen gegenüber insgesamt eher negativ.

Das wollte ich damit nicht ausdrücken. Was ich sagen will ist, dass es keine Rolle spielen sollte, ob man ein Mann oder eine Frau ist. Ja, es gibt Probleme, die historisch gewachsen sind. Es ist nicht lange her, da durften Frauen ohne die Erlaubnis ihres Mannes nicht arbeiten. Aber es geht mir darum, dass sich junge Frauen nicht mit diesen Diskussionen beschäftigen sollten, sie sollten Dinge einfach tun.

Du bist in der glücklichen Position, es ins Management geschafft zu haben, aus eigenem Antrieb als Gründerin heraus. Es gibt aber auch viele Frauen, die das aus verschiedenen Gründen, teilweise auch wegen ihres Geschlechts, nicht schaffen. Ist das in deinen Augen kein Problem?

Aus meiner persönlichen Erfahrung und meinem Umfeld: nein. Ich habe noch nie eine Frau getroffen, die es in eine höhere Position aufgrund ihres Geschlechts nicht geschafft hat. Wir haben in Deutschland eine Frau an der Spitze. Man kann es also schaffen.

Bild: Hepster