Es geht nun mal nicht alles gut. Und damit auch die Geschichten vom Scheitern erzählt werden, hat sich das Format der Fuckup Nights etabliert. Dort berichten Gründer recht offen über die Fehlentscheidungen, die ihr Unternehmen am Ende haben scheitern lassen. Im Rahmen des Growth Camps in Berlin erzählten drei Gründer davon, was ihrer Meinung nach dazu führte, dass ihre Unternehmen heute nicht mehr existieren. Wir haben uns die Geschichten angehört und die wichtigsten Erkenntnisse für euch zusammengefasst.

Um die drei Gescheiterten kurz vorzustellen:

  • Oliver Ratajczak baute mit seinem Unternehmen Lieb-und-wert.de einen Marktplatz für Kunst auf – eine Jury aus Freunden entschied dabei, was auf die Plattform darf und was nicht. Das Startup wurde bald vom Konkurrenten Dawanda überholt. „Wir waren zu klein und das war’s dann“, diesen Schluss zog Ratajczak 2009 und schaltete die Seite ab.
  • Marco Janck wollte mit seinem Startup Stratox hoch hinaus. In die Stratosphäre um genau zu sein. Die Produkte seiner Kunden sollten auf dem Weg Richtung All gefilmt werden und das sollte dann als Werbung dienen. Man denke an Zalandos Space Shoe. Auch Bestattungen wollte Stratox anbieten. Janck pitchte sogar in der „Höhle der Löwen“. Es habe einen Streit mit Jochen Schweizer gegeben, dieser sei eskaliert und Vox habe seinen Pitch nicht ausgestrahlt. Jancks Plan ging am Ende nicht auf, weil kaum Genehmigungen für Stratosphärenflüge zu bekommen waren.
  • Daniel Helberg wollte es mit 40 noch mal wissen und investierte in ein Textilunternehmen mit 500 Mitarbeitern. Er wollte es anders machen als seine Vorgänger und Steritex auf Vordermann bringen – kannte sich aber mit einigen Hintergründen nicht aus, vor allem nicht mit Tarifverträgen. Etwas verkürzter Zeitstrahl: Es kam zu Streiks, das Unternehmen konnte nicht liefern, es kam kein Geld rein, Helberg konnte keine Gehälter zahlen, Insolvenz.

Was die Gründer daraus gelernt haben? Hier ihre drei Lektionen:

1. Zu viel Begeisterung schadet

Es ist wohl die Hauptlektion, eine Erfahrung, die alle drei Gründer eint: Spaß und Begeisterung für die eigene Idee können blind machen. Während Ratajczak etwa vor lauter Detailverliebtheit – sei es hinsichtlich des Angebots oder der Shoptechnik – den Konkurrenten Dawanda nicht ernst genug nahm, beachtete Janck nach eigener Aussage vor allem das rechtliche Umfeld nicht genug. Am Ende gab es zu viele Auflagen, die kaum erfüllbar waren. Und mit nur zehn erlaubten Starts im Jahr war kein brauchbares Geschäft aufzubauen. Zudem habe er noch sein zweites Business vernachlässigt, sagt der Gründer.

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2. Strukturiertes Arbeiten ist Bedingung

Die wichtigste Lektion von Daniel Helberg: Als Gründer oder, in seinem Fall Geschäftsführer, muss man alles im Blick haben. Stärken und Schwächen des Unternehmens analysieren, vielleicht auch seine eigenen, dann realistische Ziele setzen und bei all dem die Finanzen kontinuierlich im Blick behalten. Im Zweifelsfall müsse man sich schnell Rat von Experten holen. Heute berate er Unternehmen, sagt Helberg – und fange dabei immer mit einem detaillierten Finanzplan an.

3. Ohne Knowhow geht nichts

Seien es sich ändernde rechtliche Bedingungen für Weltraumflüge wie bei Marco Janck oder Details in Tarifverträgen wie bei Daniel Helberg – an der Spitze einer Firma wird es ohne substanziellen Wissen über das, was den Erfolg eines Unternehmens im Kern prägt, nicht gehen. Ohne das notwendige Wissen läuft man mit Scheuklappen dem eigentlichen Business hinterher. Und das sei dann genau so gefährlich, wie durch zu viel Begeisterung blind zu sein, sagen die Gründer.

Bild: Kevin Button