Peter Altmaier (Mitte) und Thomas Jarzombek (rechts) folgten der Einladung von Getyourguide-Gründer Johannes Reck.

Bereits seit 2013 gibt Getyourguide Aktienoptionen an seine Mitarbeiter aus – bisher allerdings nur virtuelle, wegen der bürokratischen Schwierigkeiten. Gründer Johannes Reck würde dies gern ändern und trommelt deshalb für das Thema Mitarbeiterbeteiligung. Die Anteilsoptionen sind für ihn ein wichtiges Mittel, um gute Talente für das Startup zu finden und an das Unternehmen zu binden. Deshalb hat er hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und den Startup-Beauftragen Thomas Jarzombek zu einem Treffen in das Getyourguide-Büro eingeladen.

Im alten Umspannwerk im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg befand sich früher mal das Hauptquartier von Zalando, im vergangenen Jahr hat sich hier das Unicorn Getyourguide eingerichtet. Im Publikum sitzen die Mitarbeiter des Reise-Startups. Auch sie beschäftigt das Thema Mitarbeiterbeteiligung. Eine Mitarbeiterin ließ gegenüber Gründerszene wissen, dass die Beteiligung bei Getyourguide für sie bei der Jobsuche ein wichtiger Entscheidungsfaktor gewesen sei.

Startups wollen Veränderung im Steuergesetz

Aktuell ist es für deutsche Firmen wenig attraktiv, ihre Mitarbeiter am Unternehmenserfolg zu beteiligen. Viele Firmen – wie eben auch Getyourguide – weichen deshalb auf virtuelle Anteile aus. Diese haben den Vorteil, dass sie erst bei der Gewinnausschüttung besteuert werden und nicht schon bei der Ausgabe, wie das bei einer „echten“ Beteiligung der Fall wäre (siehe Infokasten). Startups oder auch der Startup-Verband trommeln deshalb für eine Veränderung im Steuergesetz.

Zum Unterschied zwischen echten und virtuellen Unternehmensbeteiligungen:

Erhalten Mitarbeiter echte Anteile an einem Unternehmen, überträgt die Geschäftsführung ihnen tatsächlich Firmenanteile an der GmbH. Damit werden sie stimmberechtigt und erhalten ein Anrecht auf eine Gewinnbeteiligung zum Beispiel im Exit-Fall. Aktuell werden diese Anteile in Deutschland schon bei der Ausgabe und nicht erst bei der Ausschüttung besteuert, was diese Lösung für Unternehmen unattraktiv macht.

Mit virtuellen Anteilen sind die Mitarbeiter hingegen nicht an der GmbH ihres Unternehmens beteiligt. Sie dienen allein dazu, die Angestellten beim Verkauf des Startups finanziell zu beteiligen. Erst wenn Mitarbeiter diese Anteile verkaufen, müssen sie Steuern bezahlen. Deshalb entscheiden sich aktuell viele Unternehmen wie auch Getyourguide für diese Lösung.

Bei seinem Ortstermin im Prenzlauer Berg zeigt sich Bundeswirtschaftsminister Altmaier zwar grundsätzlich offen für die Änderungen. Konkret wird er aber nicht. Stattdessen zeigt er sich zum Scherzen aufgelegt: Er schafft es, innerhalb von einer guten halben Stunde Witze über das Berliner Wetter und das Saarland zu machen sowie Anekdoten über Arnold Schwarzenegger und Coca-Cola-Dosen einzubauen. 

10-Milliarden-Fonds soll noch vor der Sommerpause kommen

Erst auf Nachfrage einer Journalistin gibt er zu: Ob er beim Thema Mitarbeiterbeteiligungen gesetzliche Veränderungen noch in dieser Legislaturperiode für realistisch halte, könne er nicht versprechen. Etwas konkreter wird er immerhin bei dem 10-Milliarden-Fonds für Startups, den die Bundesregierung nach langem Hin und Her nun endlich beschlossen hat. Dazu soll laut dem Wirtschaftsminister noch vor der Sommerpause ein stimmiger Plan vorliegen.

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Nach dem Panel zeigt sich Gründer Reck enttäuscht. Die Mitarbeiterbeteiligung bekäme in der Bundesregierung derzeit noch nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdiene, sagt er im Gespräch mit Gründerszene. „Ich würde mir wünschen, dass Peter Altmaier oder Olaf Scholz die Mitarbeiterbeteiligung zu ihrem Thema machen“, so Reck.

Von den geforderten Änderungen im Steuersystem würden Startups enorm profitieren, glaubt er. Dabei gehe es ihm nicht so sehr um sein eigenes Unternehmen: „Es geht um die nächste Generation von Startups. Für uns ist das nicht mehr so wichtig, weil wir schon so groß geworden sind“, sagt er. Denn würden die Mitarbeiter am Erfolg ihrer Unternehmen beteiligt, flössen diese Gewinne wieder als Investitionen zurück in das Startup-Ökosystem, so Reck. Für seine Mitarbeiter hat er große Pläne: „Ich will, dass das nächste Getyourguide von einem Getyourguide-Mitarbeiter gegründet wird.“

Bild: Getyourguide