Was hilft gegen Ausbeutung im Job? Gewerkschaften. Ein Glaubenssatz aus der alten, analogen Zeit, der zunehmend auch in der neuen, digitalisierten Arbeitswelt anzukommen scheint. Unter Foodora-Fahrern etwa, in der Games-Branche, bei Kickstarter – und jetzt auch auf Instagram. Nutzer des zu Facebook gehörenden sozialen Netzwerks haben die „IG Meme Union“ gegründet, eine Gewerkschaft für Lustige-Bildchen-Bastler. Ihr Slogan, frei nach Marx: „Seize the memes of production.“

Klingt nach Satire, soll aber ernstgemeint sein, wie die Organisatoren dem Atlantic versicherten. „Wir als Inhalte-Ersteller fordern Arbeitnehmerrechte“, zitiert das Magazin den Mitinitiator Paul Praindo. Der Ausbeutungsvorwurf an Instagram – und auch andere Social-Media-Plattformen wie Facebook, Youtube oder Twitter: Kreative erzeugen Content der tausendfach geteilt wird und dafür sorgt, dass User zurückkomen, um mehr davon zu sehen. Die Unternehmen monetarisieren diese Reichweite durch Werbung, geben den Kreativen aber nichts oder kaum etwas von den Einnahmen ab.

Mehr noch: „Auch wenn du lustige Bildchen von Shrek produzierst, sollte davon nicht abhängen, ob du als Kreativer ernstgenommen wirst und ob dein Lebensunterhalt von heute auf morgen in Gefahr sein kann“, sagt Praindo. Damit meinen die Meme-Gewerkschafter die plötzliche Sperrung von Accounts, gegen die sie sich ein offeneres und transparenteres Einspruchsverfahren wünschen. Weitere Forderungen sind eigene Instagram-Beauftragte für die Meme-Community und besserer Schutz vor Inhalteklau.

 

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Auch wenn die IG Meme Union wohl nie als vollwertige Gewerkschaft anerkannt wird, hat sie immerhin einen Propagandavorteil. Oder wie Boinboing es ausdrückt: „eine Gruppe unterbezahlter, prekärer Arbeiter, geschult in einfach zu verstehender, leicht teilbarer Kommunikation, mit Hunderttausenden oder gar Millionen Followern“. Gemessen an den Instagram-Zahlen ist diese Gefolgschaft aktuell noch ausbaufähig, über ein Online-Formular werden aber schon Mitgliedsanträge entgegengenommen.

Instagram hat die Gewekschaft immerhin schon zur Kenntnis genommen, lieferte dem Atlantic aber nur ein lauwarmes Statement: „Wir hören uns Feedback aus der Community immer an“, sagte ein Sprecher dem Magazin. „Wir freuen und über Feedback, damit wir uns verbessern können. Diese Bedenken zu hören ist nützlich für uns.“ Instagram-Meme-Bastler würden wohl sagen: Good guy bullshit.

 

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this is what those ping-pong playing craft beer drinking tots relatable silicon valley ayahuasca over sharing hipster bosses will say to you when you try to assert your right to collective bargaining. don’t fall for the good guy bullshit your boss tries to pull. they aren’t your friend. your workplace isnt a ”family”. your paycheck is thinner than their blood. cut all sentimental ties with that shit bc when push comes to shove, and they need to cut costs, your ass will be on the chopping block. if it was a ’family’ then your well-being, your concerns and your needs would be met with material return; you’d be getting paid more, you’d have full benefits, your job would be secure and they wouldn’t threaten to fire you if you formed a union. don’t let company paintball trips compensate for workplace neglect/abuse.

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Bild: Getty Images / erhui1979