Es nennt sich Level-Playing-Field. Man lernt ja nie aus. Das soll bedeuten, dass es eine faire Grundlage für alle Marktteilnehmer gibt. In der digitalen Wirtschaft, so wird vermutet, ist das eher nicht der Fall. Bei einer Veranstaltung der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag kamen Experten zusammen, um zu diskutieren, wie man so einen fairen Spielplatz schaffen könnte. 

Woher kommt eigentlich der Eindruck, dass es in der digitalen Wirtschaft nicht fair zugeht? Das liegt zum einen an der Marktmacht einiger großer Player und zum anderen an der Plattformökonomie, der man eine Tendenz zur Monopolbildung unterstellt.

Sind Ausnahmefirmen eine Diskussionsgrundlage?

Wie bei den meisten Diskussionen über dieses Thema, ging es schnell um Amazon, Facebook und Google. Das sind übrigens nicht gerade die frischesten Marktteilnehmer. Google ist 20 Jahre alt, Facebook 14 Jahre und Amazon 24 Jahre alt. Seitdem hat es niemand geschafft, eine ähnliche Erfolgsgeschichte zu schreiben.

Trotzdem halten diese Ausnahmefirmen immer wieder als Beispiel für gefährliche Machtkonzentration her, die es in Zukunft zu vermeiden gilt. Der Präsident des Kartellamtes, Andreas Mundt, befindet sich gerade in einer Auseinandersetzung mit Facebook. Er sagte: „Wer in Deutschland ein soziales Netzwerk nutzen will, kommt im Grunde an Facebook nicht vorbei. Und wer bei Facebook ist, muss den Datensammelaktivitäten des Unternehmens zustimmen. Aufgrund der Marktmacht des Unternehmens kann man nicht von einer freiwilligen Zustimmung sprechen.“

Ein paar Alternativen zu Zuckerberg

Kommt man an Facebook wirklich nicht vorbei? Ist es nur mein subjektiver Eindruck oder ist es tatsächlich so, dass gerade viele Leute ihr Facebook-Konto löschen? Fest steht, dass in letzter Zeit deutlich mehr Gründerszene-Leser über Dienste wie LinkedIn oder Flipboard zu uns kommen. Vielleicht gibt es doch ein paar Alternativen zu Zuckerberg.

Keine Frage, die Regulierung des digitalen Marktes durch ein Kartellamt und die Politik kann an vielen Stellen hilfreich sein. Wie sieht es zum Beispiel mit ganz praktischer Hilfe für Startups aus? In Berlin werden Büroflächen immer teurer. Die On-and-Off-Gründerin Juliana Dinner erzählte, wie aufwändig es war, in Berlin ein Gewerbe anzumelden. Da kam es zu grotesken Szenen. Ja, auch ein Faxgerät war beteiligt und es wurden Emails ausgedruckt.

Nicht immer nur auf die Riesen starren

Wie wäre es, wenn die Finanzierungsmöglichkeiten für Startups in Deutschland verbessert würden? Gerade bei Beträgen ab fünf Millionen Euro in Series A und später ab 30 bis 50 Millionen Euro wird es schwierig. Viele Startups zieht es dann – trotz Trump – in die USA. Für die Bildung und Ausbildung könnte man auch ganz viel tun. Dann wir des vielleicht irgendwann einfacher, geeignetes Fachpersonal für IT zu finden.

Wenn wir immer nur auf die Riesen starren und gegen sie kämpfen, erreichen wir vielleicht das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen. Wenn wir Facebook und Google regulieren, dann regulieren wir viele kleine Unternehmen mit. Statt mehr Tempo in die Entwicklung der digitalen Wirtschaft zu bringen, kann dieses Vorgehen zu einer Innovationsbremse werden. Investoren könnten einen Bogen um Deutschland machen und sich in anderen Märkten engagieren.

Deutschland darf sich nicht ausbremsen

Ja, die Internetriesen müssen sich an die Spielregeln halten und selbstverständlich Steuern zahlen, aber gleichzeitig müssen wir auf europäischer Ebene dafür sorgen, dass wir das Tempo im globalen Wettbewerb mitgehen können. China dreht gerade ganz gehörig auf. Die USA sind weiter stark in Sachen Netzwerke und Software. Aber Deutschland darf sich nicht selber ausbremsen. 

Unsere Chancen liegen in der Verbindung von analoger Industrie mit digitaler Technik. Auch im Autobereich werden wir mit großen Schritten aufholen. Hier müssen echte Anreize gesetzt werden, damit Käufer wirklich auf Elektroautos umsteigen. Außerdem boomen Zukunftstechniken wie Blockchain und künstliche Intelligenz in Deutschland. Lasst uns diesen Schwung mitnehmen und nicht unsere Kraft im Kampf um einen Spielplatz mit Google und Facebook verpulvern.

Foto: Youtube / Jeff Tweedy /Screenshot