Wann werden Musiker wieder fair bezahlt? Blockchain ist ein Hoffnungsschimmer.

Eigentlich ist es doch ganz einfach. Es gibt Menschen, die dafür sorgen, dass das Internet interessant ist. Mit ihren Beiträgen stellen sie sicher, dass bestimmte Angebote aufgerufen werden. Sie liefern einen Wert – und müssen dafür angemessen honoriert werden. Da gibt es keine zwei Meinungen, oder? Dabei ist es ganz egal, ob es sich um Musik, Wortbeiträge, Videos oder Fotos handelt. Oder um digitale Kunst.

Das Internet, wie wir es kennen, hat noch keinen einheitlichen Mechanismus, der es erlaubt, diese Art von Leistung zu erkennen und zu bezahlen. Wenn jetzt in Brüssel über Leistungschutzrechte oder Uploadfilter diskutiert und abgestimmt wird, ist das ein Versuch, das Netz gerechter für die Leistungserbringer zu machen. Ein verdienstvoller Ansatz. Doch es bleiben Fragen. Ist unser rechtliches Instrumentarium in der Lage, das Internet gerechter zu machen?

Vielleicht brauchen wir ein anderes Netz

Die Positionen sind klar verteilt. Die Vertreter der Leistungserbringer sagen ja zu Leistungschutzrechten und Uploadfiltern – der ganze Rest hat Angst, dass damit die Freiheit im Internet eingeschränkt wird. Wahrscheinlich liegt die Lösung außerhalb dieser Demarkationslinien. In jedem Artikel, der über die Blockchain geschrieben wird, ist davon die Rede, dass es in einem Internet, das auf  dieser Technologie funktioniert, möglich ist, Werte zu übertragen. Viele Experten sind davon überzeugt, dass wir dadurch ein völlig neues Netz entwickeln werden.

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In einem Blockchain-Internet soll es möglich sein, jeden Beitrag, jeden Inhalt mit einem Wert und einem Urheber zu verknüpfen. Das heißt, unter der Haube des Netzes arbeitet vielleicht bald eine Maschine, die uns bezahlt, wenn wir kreative Inhalte ins Netz stellen. Allerdings werden wir dann auch zahlen müssen, wenn wir Inhalte dieser Art konsumieren. Das alles geschieht unbemerkt und könnte Teil eines neuen „Netz-Betriebssystems“ sein. Es gibt Startups, die schon länger an der Umsetzung solcher Modelle arbeiten.

Verkauf von kreativen Leistungen ist zentral organisiert

Benji Rogers hat mit PledgeMusic ein neues Format für die Musikbranche entwickelt, das auf der Blockchain basiert. In diesem Format sind auch Informationen über die Komponisten, Musiker und allen anderen Rechteinhaber gespeichert, die an der Produktion beteiligt waren. Sie alle sollen automatisch und individuell honoriert werden.

Der Berliner Dienst Ascribe hat ein digitales Wasserzeichen für Kunstwerke und Musik im Internet entwickelt. Auch hier werden alle Informationen über die Urheberschaft der Datei hinzugefügt. Immer wenn eine Kopie angefertigt wird, wird diese Information der so genannten Bigchain hinzugefügt. Künstler können die Rechte an ihren Werken verwalten und sie selber vermieten oder verkaufen.

Der Verkauf und Vertrieb von kreativen Werken ist immer noch zentral organisiert. Die großen Plattformen wie Youtube, Netflix, Spotify oder Google News profitieren wie eine Spinne im Netz von der Arbeit der Kreativen. Durch die Blockchain-Technologie kann das Netz dezentraler werden. Zentrale Instanzen lösen sich auf. Alle Beteiligten tauschen sich direkt miteinander aus. So jedenfalls die Theorie.

Einfach aus diversen Quellen gratis bedienen

Bleibt die Frage, ob es tatsächlich möglich ist, die mächtigen Player mit dezentralen Angeboten aus dem Weg zu räumen. Künstler würden profitieren, weil sie sich den Erlös ihrer Werke nicht länger mit den Plattformbetreibern teilen müssten. Auch Journalisten hätten die Chance, direkt für die Erstellung von Artikeln und deren Publikation im Netz zu profitieren.

Derzeit ist die Honorierung von kreativen Leistungen im Netz überhaupt nicht geregelt. Es gibt Angebote, für die Nutzer zahlen müssen. Aber gleichzeitig gibt es Quellen, aus denen man sich gratis bedienen kann. Dazwischen ist alles möglich. Rechteinhaber sind nicht zentral gespeichert, der Kunde hat überhaupt keinen Durchblick, wieviel ein Künstler bekommt, wenn er auf Spotify ein Album anhört. Alle ist intransparent, unüberschaubar und chaotisch.

Dieses Chaos ist eigentlich nur mit einem Mittel in den Griff zu bekommen: intelligenter Technik. Uploadfilter gehören wahrscheinlich nicht in diese Kategorie. Die Blockchain in Kombination mit Künstlicher Intelligenz dagegen ganz bestimmt. Nutzer und Kreative sollten sich gemeinsam dafür einsetzen, dass eine intelligente Lösung für das Problem der gerechten Vergütung gefunden wird.

Sonst gibt es bald entweder kein freies Internet mehr, wie wir als Nutzer es wollen, oder es gibt niemanden mehr, der das Netz mit seinen kreativen Leistungen füllen kann.

Bis das neue Netz fertig ist, hören wir uns durch das neue Werk von Nicola Conte. Ist das Jazzrock? Wahrscheinlich. Macht aber nichts, ist trotzdem gut. 

Foto: Screenshot / Youtube / Nicola Conte