VCs werden mehr in Startups investieren, wenn die Aussicht auf Exits größer wird.

Es ist gut, dass Finanzminister Olaf Scholz auf die Forderungen der Branche hört. Wenn Deutschland tatsächlich eine Milliarde Euro für Startups zur Verfügung stellt und diese in viele VC-Fonds investiert, dann ist das unbedingt positiv zu bewerten. Mehr verfügbares Kapital und die Unterstützung des Staates sorgen für eine Steigerung der Attraktivität des hiesigen Marktes.

Gleichzeitig verringert sich die Abhängigkeit von ausländischen Investoren – so sehr es auch einen Ritterschlag für ein deutsches Unternehmen sein kann, wenn bekannte VCs von der amerikanischen West- oder Ostküste hier investieren wollen.

Der Dachfonds bietet die Gelegenheit, die deutsche VC-Landschaft neu auszutarieren. So sollte der Fonds sich nicht nur an den üblichen Verdächtigen beteiligen, also den großen Fonds mit Sitz in Berlin. Auch kleinere VCs in den Regionen sollten mit Geld versorgt werden. Ebenso wäre es sinnvoll, in themenfokussierte Fonds zu investieren, um Branchen oder Technologien zu fördern, die derzeit noch nicht auf der Hype-Welle schwimmen, aber dennoch eine Relevanz für den deutschen oder europäischen Markt haben.

Das wären beispielsweise Agritech, Edge-Computing, Greentech, autonome Geräte oder Enterprise-Blockchain. Für Deutschland sollten diese Bereiche im Fokus stehen, weil sie den Kern der hiesigen Wirtschaft stärken. Der Dachfonds der Bundesregierung sollte zudem eine Lenkungsfunktion einnehmen und VC-Fonds mit Fokus auf Diversity ebenso unterstützen wie solche im Bereich Impact-Investment.

Ein Problem allerdings besteht weiter: Solange der deutsche Mittelstand nur zurückhaltend ist bei Zukäufen, werden VC-Investments immer noch sehr risikoreich bleiben, weil keine gute Aussicht auf wichtige Exits besteht. Wenn die Bundesregierung die Szene wirklich stützen will, muss sie hier steuerliche Anreize schaffen, damit die Übernahme von Startups attraktiver wird. Denn sonst bleiben bei Übernahmen vielleicht die Investorenerlöse im Land, das geistige Eigentum fällt aber in ausländische Hände, was nicht immer gewollt sein kann.

lumma:// ist die Gründerszene-Kolumne von Nico Lumma, Managing Partner des Next Media Accelerator in Hamburg. Zuvor war er unter anderem COO bei Digital Pioneers, 2011 gründete er den Verein D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e.V. mit und ist Mitglied in der Medien- und netzpolitischen Kommission des SPD Parteivorstandes.

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