Stillstand ist keine Lösung, aber zu mehr reicht es gerade nicht.

Man stelle sich mal vor, Kanzlerin Merkel tritt mit ihrem Finanzminister Scholz vor die Kameras und verkündet: „Wir stellen fünf Milliarden Euro Risikokapital zur Verfügung, damit wir bis 2025 mindestens 25 Unicorns in Deutschland haben. Dazu haben wir die größten Konzerne und Investoren des Landes zusammengeholt, um gemeinsam Innovation und Wachstum in diesem Land voranzutreiben.“ Unvorstellbar, oder?

In Frankreich hat Präsident Macron genau das vor zwei Wochen getan. Nachdem er vorher schon 1,5 Milliarden Euro für Investitionen sowie Forschung und Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz zugesagt hatte. Und noch als Wirtschaftsminister hatte Macron für große Töpfe bei Seed-Finanzierungen gesorgt.

Frankreich beginnt gerade eine Aufholjagd und hat den Anspruch, eine der technologisch führenden Nationen zu werden. Und in Deutschland reden wir immer noch von SAP, wenn es um digitale Geschäftsmodelle geht.

Was wir brauchen, ist eine gemeinsame Kraftanstrengung. Und das wissen auch alle Beteiligten, die die Situation in Deutschland in den letzten zehn Jahren ausführlich analysiert und diskutiert haben. Aber das Umlegen des Schalters bleibt aus. Deutschland ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und die größte Volkswirtschaft Europas, aber wir lassen uns gerade die Butter vom Brot nehmen, weil wir unfähig geworden sind, mutig und klug zu investieren.

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Macron macht es richtig und geht voran. Deutschland schaut nur zu. Das ist nicht zu wenig, das ist gar nichts. Wir müssen weg vom Reden über die Digitalisierung und endlich mal machen, bevor Deutschland wie Ende der Neunziger wieder als „der kranke Mann Europas“ gilt und nur durch schmerzhafte Einschritte vorankommen kann. Stillstand ist keine Lösung, aber zu mehr reicht es gerade nicht. Deshalb brauchen wir Mut zu großen Entscheidungen.

lumma:// ist die Gründerszene-Kolumne von Nico Lumma, Managing Partner des Next Media Accelerator in Hamburg. Zuvor war er unter anderem COO bei Digital Pioneers, 2011 gründete er den Verein D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e.V. mit und ist Mitglied in der Medien- und netzpolitischen Kommission des SPD Parteivorstandes.

 

 

Bild: Westend61/Getty Images