Das Existenzgründerzentrum Perfekt Futur auf dem Alten Schlachthof Karlsruhe
Das Existenzgründerzentrum Perfekt Futur auf dem Alten Schlachthof Karlsruhe

Was haben Osnabrück und Augsburg gemeinsam? Hier gibt es immer mehr Startups, obwohl diese Städte nicht gerade als riesige Metropolen bekannt sind. Das ist beachtlich, denn werden in Deutschland immer die Großstädte Berlin, Hamburg, München und Köln genannt, wenn es um Startups geht und im internationalen Vergleich spielt eigentlich auch nur Berlin eine Rolle.

Aber wenn man auf Konferenzen wie der Innovate OS in Osnabrück oder dem Rocketeer-Festival in Augsburg war, dann bekommt man einen ganz anderen Eindruck von der Startup-Landschaft hierzulande. Augsburg und Osnabrück stehen für eine Entwicklung, wie wir sie mittlerweile in vielen Ecken Deutschlands sehen: Startups entstehen immer mehr dort, wo es seit Jahrzehnten wichtige industrielle Cluster gibt, also in Stuttgart, in Karlsruhe, in Dortmund, in Gütersloh und anderswo.

Deutschland ist ein Land, das vom Mittelstand dominiert wird, die Anzahl der Hidden Champions, von denen noch nie jemand gehört hat, die aber Weltmarktführer sind, ist enorm. Zunächst hat sich der Mittelstand eher zurückhaltend dem Thema Startups genähert, was sich jetzt aber rapide verändert. Die digitale Transformation des Mittelstand sorgt dafür, dass sich viele Firmen ganz anders mit Innovationen auseinandersetzen als bislang. Die Entwicklung kann man im Startup Monitor des Bundesverbands Deutsche Startups nachvollziehen, denn die Anzahl der Startups nimmt in Baden-Würtemberg und Nordrhein-Westfalen bereits seit einigen Jahren zu.

Wir werden in Zukunft noch viel mehr Startups sehen, die außerhalb der Großstädte entstehen, denn nicht nur gibt es dort mehr und mehr Anknüpfungspunkte mit der Industrie, sondern auch immer bessere Gründerzentren und Startupzentren, die die Unternehmen der Region zusammenbringen. Das Seedhouse in Osnabrück oder das Existenzgründerzentrum Perfekt Futur in Karlsruhe sind nur zwei Beispiele für erfolgreiches Involvement regionaler Partner aus der Industrie, um gemeinsam Gründungen voranzutreiben.

Anstatt dem Einhorn-Mythos hinterherzulaufen, lösen diese Startups real existierende Probleme und erschliessen sich bestehende Märkte in einem kooperativen Ansatz. Dieses Vorgehen passt viel besser zu Deutschland als das typische Silicon Valley Modell. Die deutsche Startup-Landschaft wird dies nachhaltig verändern.

lumma:// ist die Gründerszene-Kolumne von Nico Lumma, Managing Partner des Next Media Accelerator in Hamburg. Zuvor war er unter anderem COO bei Digital Pioneers, 2011 gründete er den Verein D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e.V. mit.

Bild: © Workshop Architekturfotografie, Hochschule Karlsruhe, Leitung Dirk Altenkirch / Alter Schlachthof Karlsruhe