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Heute kann er drüber lachen und ermuntert andere Jungunternehmer: Ex-Gründer Marius Schönefeld

Dieser Artikel erschien zuerst im August 2019 und hat besonders viele Leserinnen und Leser interessiert:

Schon 2016 wollte er den Digitalisierungkurs an den Schulen mit vorantreiben. In Eigenregie entwickelte der damalige Schüler Marius Schönefeld eine App, suchte sich einen Mitgründer und ließ die Oberstufe für sein Startup Svapp sausen. Er bereut nichts. Und das, obwohl er damals an der Engstirnigkeit einiger Lehrer zu verzweifeln drohte. Uns hat er erzählt, wie er das Ende seines Unternehmens empfunden hat, was er daraus mitnehmen konnte und wie es weitergeht.

Marius, du hast damals als 17-Jähriger eine App entwickelt, um Unterrichtsausfälle in der Schule besser zu koordinieren. Drei Jahre später – was wurde daraus?

Es war eine App, die Schülern morgens Unterrichtsausfälle angezeigt hat. Wir waren an sechs Schulen im Testbetrieb und sind durch ganz Deutschland gereist, um das Produkt weiteren Stellen vorzustellen. Nur leider sind wir an vielen Schulen auf heftigen Widerstand gestoßen. Das hätte ich nie gedacht.

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Wer hat sich gegen eure App gewehrt?

Es heißt, dass deutsche Schulen nicht für die Digitalisierung bereit seien. Leider muss ich dem vollkommen zustimmen. Einmal wurden wir auf eine Lehrerkonferenz eingeladen, um die App vorzustellen. Eine Lehrerin hat sich zu Wort gemeldet und meinte, dass sie gegen den Einsatz einer solchen App sei. Sie habe ja schließlich schon täglich die Verpflichtung, in ihre E-Mails zu schauen. Diese Aussage wird mir nie wieder aus dem Kopf gehen.

Wie ist denn das Feedback insgesamt ausgefallen?

Leider gab es da nie den Mittelweg. Es gibt entweder die Konservativen, die sagen: Nein, brauchen wir nicht. Da es 40 Jahre schon ohne ging, muss es auch die nächsten 40 Jahre auch ohne gehen. Andere sind hingegen begeistert, weil sie die Erleichterung für Schüler und Lehrer sehen. Diese Leute führen es selbst an ihrer Schule ein. Aber das Hauptproblem ist letztlich das Geld. Man hört, es würden Budgets geschaffen und in die Digitalisierung von Schulen investiert. Während meiner Zeit hatte ich nicht das Gefühl, dass es solche Förderungen gibt. Es hieß immer nur: Etatmäßig können wir uns das in dem Rahmen momentan nicht leisten.

Welche Konsequenzen hast du daraus gezogen?

Anfänglich wollten wir es als Abo-Modell anbieten, danach haben wir es mit Affiliate-Marketing versucht. Aber das ist schwierig mit Werbung an Schulen. Das ist nicht überall zulässig und letztlich Ländersache. Wir hatten zu der Zeit auch eine kleine Finanzierung bekommen. Allerdings waren wir bald an den Grenzen unseres Budgets. Es gab das Angebot für eine Anschlussfinanzierung. Mein Mitgründer und ich haben uns dann überlegt, ob das überhaupt Sinn macht. In Anbetracht der Situation an den Schulen sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es sich einfach nicht rechnet.

Wie viel Geld hattet ihr damals eingenommen?

Nicht so viel. Es war ein privater Investor aus dem Bekanntenkreis, die Summe lag im fünfstelligen Bereich.

Was wurde aus dem Unternehmen?

Mein Mitgründer hat das Unternehmen weitergeführt. Er macht heute mit einer neuen Idee weiter. Ich bin als Gesellschafter und Geschäftsführer ausgestiegen.

Würdest du heute noch mal gründen?

Ich bin aus dem Startup-Leben ja nicht raus. Ich bin kein Typ für große Konzernstrukturen. Das ist das gleiche, wie mit einem konservativen Schulumfeld. Ich habe mich damals entschieden, nicht den gewohnten Werdegang zu gehen und habe kein Abitur gemacht. Jetzt bin ich im Mobilitätsmarkt aktiv und arbeite für Wunder fleet.

Mit welcher Idee würdest du wieder gründen?

Ich muss sagen, dass ich gerade sehr zufrieden bin. Das reicht mir. Ich habe gerade einfach nicht die richtige Idee. Aber das ist auch nicht schlimm.

Was sagen eigentlich deine Eltern dazu?

Meine Eltern waren erst geschockt, dass ich kein Abitur machen wollte. Aber rückblickend sagen alle, dass es die richtige Entscheidung war. Ich wäre jetzt nicht mit 20 da, wo ich mit 20 nach dem Abitur stünde. Ich habe meine Entscheidung nie bereut.

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Was kannst du anderen jungen Gründern mit auf den Weg geben?

Es zu versuchen. Ein Gründer zeichnet es dadurch aus, dass er nicht mit der Masse geht. Gründer wollen ihr eigenes Ding machen. Gerade wenn man jung ist, sollte man es ausprobieren. Man hat das ganze Leben noch vor sich. Wenn man hinfällt, dann ist das eben so. Ich habe so viel dabei gelernt. Während meiner zwei Jahre Selbstständigkeit habe ich mehr gelernt, als ich in der Oberstufe je hätte lernen können. Es braucht klare Ziele. Und wenn man die nicht erreicht, dann schlägt man eben andere Wege ein.

Danke für das Interview, Marius!

Bild: Marius Schönefeld
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