Weddyplace-Gründerin Pauline Köhler arbeitet an ihrem Esstisch weiter – aber nie in Jogginghose.
Weddyplace-Gründerin Pauline Köhler arbeitet an ihrem Esstisch weiter – aber nie in Jogginghose.

Leben in der Corona-Krise heißt auch: Arbeiten im Ausnahmezustand. Wer kann, verlegt seinen Job ins Homeoffice, um sich selbst und andere vor einer zu schnellen Verbreitung des Virus zu schützen. Unter den Hashtags #flattenthecurve oder #staythefuckhome veröffentlichen zehntausende Menschen Fotos ihrer Arbeitssituation. Darauf zu sehen: Laptops auf Küchentischen, auf dem Balkon oder im Bett und arbeitende Leute in Jogginghosen oder von Kindern umringt.

Wir wollen wissen: Wie handhabt die Startup-Szene die aktuelle Homeoffice-Situation? Wie arbeiten Gründerinnen und Gründer, die gleichzeitig ihre Kinder betreuen müssen? Wo gibt es Schwierigkeiten – und welche Tipps haben sie für andere Heimarbeitende? Darüber lest ihr in den kommenden Wochen in „Mein Homeoffice“. Das Format vertritt unsere Reihe „Mein Sonntag“, in der Gründer von ihren Plänen fürs Wochenende erzählen. Diese soll wieder erscheinen, sobald der Alltag zurückkehrt.

Vorige Woche gab Makerist-Gründerin Amber Riedl Einblicke in ihren Arbeitsalltag, diese Woche haben wir bei Pauline Köhler nachgefragt. Vor zwei Jahren gründete sie gemeinsam mit ihrem Bruder Daniel Köhler das Hochzeitsplanungs-Startup Weddyplace. Seit dem 16. März arbeiten Pauline Köhler und ihre 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Corona-bedingt von zuhause aus.

Pauline, wie sieht dein Tagesablauf im Homeoffice aus?

Mein Ziel war, meinen Tagesablauf so wenig wie möglich zu verändern. Ich stehe zur gleichen Zeit auf, hüpfe direkt unter die Dusche und trinke dann meine erste Tasse Kaffee. Ich ziehe mich wie gewöhnlich an (das heißt, keine Jogginghose!) und statt dann wie sonst ins Büro zu gehen, spaziere ich eine kurze Runde um den Block, damit ich ein bisschen frische Luft bekomme.

Ab Viertel nach acht bin ich am Schreibtisch. Kurz darauf startet unser Daily Check-in. Das ist ein Anruf mit meinem Team, in dem wir kurz den Tagesablauf und die KPIs (Kennzahlen, anhand derer der Fortschritt wichtiger Zielsetzungen gemessen wird, Anm. d. Red.) vom Vortag besprechen. Danach arbeiten wir alle recht eigenständig. Abends machen mein Mitgründer und Bruder Daniel und ich noch einen Check-out, um den heutigen Tag und die Agenda für den morgigen zu besprechen.

Wo arbeitest du – Sofa, Esstisch, Balkon?

Ich habe leider keinen separaten Schreibtisch, aber den Esstisch so umgebaut, dass ich hier meine „Workstation“ habe. Das ist mir wichtig, denn ich möchte mich, genau wie in unserem richtigen Büro, an meinen Arbeitsplatz setzen und durchstarten können. Deshalb habe ich mir auch einen Bildschirm, mein Keyboard und das Mousepad mitgenommen.

Wie setzt ihr Homeoffice bei Weddyplace technisch um?

Wir verwenden Tools, die wir auch in der Vergangenheit schon genutzt haben – Slack, Trello, Whatsapp, Google Hangouts und unsere eigene CRM-Software (Customer-Relationship-Management, Anm. d. Red.).

Was klappt schon gut in deinem Homeoffice, was möchtest du noch ändern?

Ich vermisse das Team wirklich sehr und finde, dass der persönliche Kontakt absolut unersetzbar ist. Deshalb machen wir unsere Check-ins nun auch per Video-Call und nicht mehr als normales Telefonat. Ich finde, dass die persönliche Zusammenarbeit eine ganz andere Energie und viel mehr Ideen hervorruft, weil Vorschläge immer weitergedacht und besprochen werden. Was allerdings super klappt, ist, dass sich jeder an die Arbeitszeiten und Struktur hält. Ich bin so dankbar, dass sich jeder Einzelne im Team sehr ins Zeug legt und diszipliniert weiter Gas gibt, um das Beste aus der gegebenen Situation zu machen.

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Deine drei besten Homeoffice-Tipps?

Disziplin, Disziplin, Disziplin. Ich bin überzeugt, dass es unheimlich wichtig ist, diszipliniert zu sein und sich nicht zu denken, man könnte doch heute mal ein bisschen länger schlafen oder „Es wird schon keiner merken, wenn ich mal eine Stunde nicht auf Slack reagiere“. Es ist wichtig, sich fair gegenüber dem Team zu zeigen und die Situation nicht auszunutzen, denn nur wenn alle an einem Strang ziehen und sich bemühen, kann man so eine Zeit meistern.

Was machst du, um dir die Zeit zuhause zu vertreiben, wenn du Feierabend hast?

Ich gehe spazieren und koche gerne, freue mich riesig mehr mit Freunden zu telefonieren und habe angefangen, Italienisch zu lernen.

Wie läuft es bei Weddyplace gerade generell? Eure Branche trifft Corona sicherlich stark, weil viele Hochzeiten abgesagt oder verschoben werden.

Wir haben gemeinsam mit einigen anderen Playern eine Studie gemacht, um herauszufinden, wie die meisten Brautpaare mit der Situation umgehen. 91 Prozent der befragten Brautpaare möchten ihre Hochzeit nur verschieben und nicht absagen. 78 Prozent planen, ihre Hochzeit, sofern das möglich ist, zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr zu feiern. Wir unterstützen tatkräftig dabei, das möglich zu machen. Etwa, indem wir Alternativtermine finden und die Dienstleisterkoordination übernehmen. Zusätzlich senden wir umfangreiche Updates, die erklären, was genau diese Situation für das persönliche Hochzeitsfest bedeutet.

Bild: Pauline Köhler