Die Myhammer-CEO Claudia Frese einmal in schwarz-weiß (links, 2009) und in Farbe (2019)

Das Jahr 2020 steht in den Startlöchern. Ein Startup-Jahrzehnt geht damit zu Ende. Wir lassen in unserem Neujahrsfragebogen noch einmal einige der spannendsten Persönlichkeiten der Gründerszene zu Wort kommen.

Sie war Online-Chefin bei der Esoterik-Plattform Adviqo. 2013 kam Claudia Frese dann zum Handwerker-Portal Myhammer, übernahm dort gleich die Leitung. Das Unternehmen schrieb lange rote Zahlen, Frese gelang aber der Kurswechsel. Vor drei Jahren kaufte der US-Konzern Homeadvisor das Berliner Startup. Myhammer ist in seinem Segment aktuell Marktführer in Deutschland – jetzt gelte es, nur nicht träge zu werden, sagte Frese im Interview mit Gründerszene im September dieses Jahres. Jetzt hat sie für uns ihr persönliches Jahrzehnt Revue passieren lassen.

Claudia, was hast du vor zehn Jahren gemacht?

Da war ich Head of Product Strategy für Ebay Deutschland. Im Wesentlichen haben wir darüber nachgedacht, welche der großen Verticals – Tech, Kleidung, Home, Motors – sich wie entwickeln würden.

Wie hättest du reagiert, wenn dir damals jemand gesagt hätte, was du heute tust?

CEO eines Online-Unternehmens zu sein war damals mein Traum. Insofern hätte ich mich gefreut.

Mit welchen Trends der letzten zehn Jahre hättest du niemals gerechnet?

Mit der Polarisierung des politischen Diskurses durch die sozialen Medien. Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass es einen Brexit oder eine so starke neue Rechte geben würde?

Welche Trends hast du überbewertet?

Ich bin eher nicht der Typ für Hypes.

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Und welche hast du unterschätzt?

Die schnelle Entwicklung im Consumer-Fintech-Markt hat mich überrascht. Es ist faszinierend zu sehen, wie neue digitale Finanz-und Versicherungsleistungen im Endkundengeschäft überzeugen können.

Technologie, Politik, Gesellschaft: Wie stellst du dir das nächste Jahrzehnt vor? Welche Wünsche hast du?

Wir brauchen fundiertere politische und gesellschaftliche Diskurse, signifikante Investitionen und neue, europäische Regelwerke, um die Digitalisierung erfolgreich gestalten zu können. Wir sind zu langsam unterwegs.

Was hast du dir für die nächsten zehn Jahre vorgenommen?

Da ich mir mehr Diskurs wünsche, will ich auch selbst dazu beitragen. Es gibt ja mehr als genug Möglichkeiten, Digitalisierung zu thematisieren, sei es im politisch-gesellschaftlichen Bereich oder durch die eigene Arbeit. Mir wird sicher nicht langweilig.

Bild: Privat/ CHL Fotodesign CH Lietzmann