Civey-Chefin Janina Mütze hat in fünf Jahren eine Umfrage-Firma mit bisher über einer Million Teilnehmern aufgebaut.

Fast jeder hasst sie: die ungefragten Anrufe zum Wahlverhalten oder zu Produktvorlieben. Inzwischen will nicht einmal mehr jeder Zehnte am Telefon Auskunft über seine Meinung geben.

Online soll der Zuspruch laut Civey-Chefin Janina Mütze deutlich höher sein. Die Berliner Gründerin hat gemeinsam mit Gerrit Richter vor fünf Jahren ein Meinungs- und Marktforschungs-Tool ins Netz gestellt, das bei großen Medienseiten wie Spiegel oder Focus eingebunden ist und auf insgesamt über eine Million verifizierte Teilnehmer verweist.

Diese nehmen an Umfragen teil, wie etwa der Sonntagsfrage, bei der sie nach ihrer präferierten Partei für die nächste Wahl stimmen können. Anfangs genügt neben der Antwort die Angabe von Alter, Geschlecht und Postleitzahl, um die Nutzer in bestimmte Gruppen einzuordnen. Später fragt Civey die Teilnehmer nach weiteren Merkmalen, wie Konfession oder Beziehungsstatus. So soll ein repräsentatives Ergebnis entstehen, gewichtet nach bekannten Basisdaten der Bevölkerung.

Civey ist erfolgreich, doch es gibt auch Kritik

Dieses Verfahren zur repräsentativen Meinungsfindung hat Civey nicht erfunden, aber technisch mit Künstlicher Intelligenz angepasst – und es ist teilweise umstritten. Ein Kritikpunkt ist die Auswahl der Teilnehmer, die im Sinne der klassischen Telefonbefragung nicht zufällig erfolgt. Das könnte das Ergebnis verfälschen, glauben einige Experten. Civey und andere Verfechter der Methode entgegnen, diese Probleme per Algorithmus lösen zu können. 

Das Startup verdient Geld mit Marktforschung, indem es seine Nutzer auch zu Produkten seiner Kunden wie Vodafone oder Volkswagen befragt. In einem Dashboard erhält der Autohersteller anschließend etwa Daten über die Werbewirkung eines neuen Fahrzeugmodells. In den vergangenen zwei Jahren konnte Civey laut Mütze den Umsatz verdreifachen und Geldgeber wie Tagesspiegel-Herausgeber Sebastian Turner gewinnen, sowie die ehemalige Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries für einen Platz im Beirat. 60 Mitarbeitende sind bei dem Berliner Startup angestellt, das bald profitabel wirtschaften soll, so die Chefin.

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Mütze selbst ist neben ihrer Rolle als Geschäftsführerin auch im Beirat und Aufsichtsrat anderer Startups involviert, im Beirat „Junge digitale Wirtschaft“ ist sie in beratender Rolle für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier aktiv. Dort wirbt die Gründerin unter anderem für mehr Investments in digitale Wachstumsfirmen.

Janina Mütze im Gründerszene-Podcast

Im Gründerszene-Podcast „So geht Startup“ hat uns die Chefin verraten, wie das Startup es geschafft hat, so schnell zu wachsen – nach eigenen Angaben ist Civey inzwischen das größte Online-Panel für Markt- und Meinungsforschung in Deutschland. Und warum sie dabei mehr auf Ordnung und weniger auf Startup-Chaos setzt.

Der Inhalt des Podcasts:

  • 2:00 Alles beginnt in der Kommunalpolitik
  • 4:00 Civey startete als Omni
  • 5:30 Alles muss einfach sein
  • 8:00 Warum Civey nicht mit KI wirbt
  • 10:30 So verdient das Startup Geld
  • 13:00 Wie kommt Civey an seine Nutzer?
  •  17:45 Civey als Marke
  • 20:15 Wissen demokratisieren!
  • 23:15 Das tut Civey gegen Wutbürger
  • 25:00 Corona war nur kurz ein Problem
  • 28:30 Female Entrepreneurship
  • 32:30 Janina Mützes Vorbilder
  • 35:15 Brigitte Zypries: Wie kam sie dazu?
  • 38:30 Kritik am Startup
  • 41:00 Neue Einsatzzwecke der Civey-Software
  • 43:00 Aktuelle Zahlen und neues Geld
  • 45:15 Entweder-Oder-Fragen
  • 46:15 Will sie in die Politik?

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Bild: Civey