Wenig Platz, geringe Kosten, flexibel errichtbar: Mehrere Startups setzen auf „Tiny Houses“, hier das Modell von Cabin Spacey aus Berlin.
Wenig Platz, geringe Baukosten, flexibel aufbaubar: Mehrere Startups setzen auf „Tiny Houses“, hier das Modell von Cabin Spacey aus Berlin.

Wer eine Wohnung in Berlin mieten will, muss dem Vermieter meist beweisen, dass er mindestens dreimal so viel verdient wie die Miete kostet. Das allein verdeutlicht schon, wie teuer Wohnen ist: 23 Prozent ihres Nettoeinkommens geben Berliner und Hamburger im Schnitt für die Miete aus, in Frankfurt sind es 24, in München 30,5 Prozent. Das zeigt eine Auswertung auf Spiegel Online.

Am heutigen Freitag überlegen Politiker bei einem „Wohngipfel“, was man dagegen unternehmen könnte. Angela Merkel, mehrere Bundesminister, die Regierungschefs der Bundesländer und Vertreter der Immobilienbranche sind bei dem Treffen in Berlin dabei. Es geht nicht nur um die hohen Mieten, sondern auch um den Mangel an neuen Wohnungen: Benötigt werden etwa 400.000 neue Wohnungen, in diesem Jahr werden aber nicht einmal 300.000 gebaut.

Die Grafik zeigt, wie stark die Mieten von 2011 bis 2016 gestiegen sind. Spitzenreiter: Berlin.
Die Grafik zeigt, wie stark die Mieten von 2011 bis 2016 gestiegen sind. Spitzenreiter ist Berlin.

Während die einen diskutieren, sind die anderen schon an der Umsetzung. Zahlreiche Startups wollen helfen, das Wohnungsproblem zu lösen. Diese Unternehmen gehören dazu:

  • Icon: Wohnraum bauen in Höchstgeschwindigkeit

    Das US-amerikanische Unternehmen Icon fertigt 60 Quadratmeter große Häuser in nur zwölf Stunden an. Dazu lässt das Startup Wände, Dach und Boden eines Hauses im 3D-Drucker drucken. Handwerker müssen die Einzelteile anschließend noch zusammensetzen und Türen, Fenster und Leitungen einbauen. Das Ganze sei nur halb so teuer wie ein auf konventionelle Art gebautes Haus, heißt es vom Startup. Es will mit seinen gedruckten Häuschen ganze Siedlungen errichten.

  • Tech Tiny House: Rollende Studentenzimmer

    Brendan Thome und Sina Martensen aus Stuttgart bauen mit ihrem Startup Tech Tiny House kleine Häuser, die auf einer Anhängerkupplung gebaut sind – und so überall hin transportiert werden können. Die bis zu 22,5 Quadratmeter großen Unterkünfte kosten zwischen 30.000 und 60.000 Euro und eignen sich als Single- oder Studentenbuden. „Wenn man fünf, sechs Jahre studiert, rechnet sich das auf jeden Fall. Das Tiny House hält auch noch über das Studium hinaus“, so Gründer Thome gegenüber Baden online.

  • Brownfield24: Industriebrachen neu beleben

    Ein Problem ist, dass es derzeit zu wenig Grundstücke gibt. Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen finden nur schwer Plätze, auf denen sie bauen können. Das Startup Brownfield24 will Flächen vermitteln, die normalerweise niemand auf dem Radar hat: leerstehende Grundstücke und Gebäude von Industriefirmen. Solche Industriebrachen, teils mehrere zehntausend Quadratmeter groß, vermittelt das Gütersloher Startup günstig an neue Interessenten. Die müssen allerdings bereit sein, Arbeit in die Flächen zu stecken: Ehemalige Fabriken können etwa mit Schadstoffen belastet sein.

  • MQ Real Estate und Cabin Spacey: Städte sollen in die Höhe wachsen

    „Nachverdichtung“ heißt es, wenn Städte nach oben hin erweitert werden. Bestehende Gebäude werden dabei um neue Etagen ergänzt. Hier setzt das Berliner Startup MQ Real Estate an: Es produziert fertig möblierte, etwa 20 Quadratmeter große Hotelzimmer aus Holz, die es etwa auf Parkhäusern aufstellt. Parkhausdächer seien von traditionellen Immobilienfirmen völlig unterschätzte Flächen, so Gründer Nikolai Jäger im Gründerszene-Interview.

    Auch das Startup mit dem gewöhnungsbedürftigen Namen Cabin Spacey will Miniatur-Häuser auf Parkhaus- oder Kaufhausdächer stellen. Nicht nur für Touristen, sondern auch für gewöhnliche Mieter. Ein Haus von 25 Quadratmetern soll bis zu 130.000 Euro kosten. Noch ist das Projekt aber in Arbeit. Platz gäbe es genug: 50.000 bebaubare Dächer soll es allein in Berlin geben.

  • Mietright: Hilfe bei der Mietpreisbremse

    Das Startup Mietright bekämpft zwar nicht die Ursache zu hoher Mieten, zumindest aber die Symptome: Die Berliner helfen Mietern, die Mietpreisbremse durchzusetzen. Hausbewohner können auf der Website Wenigermiete.de ausrechnen, ob ihre Miete zu hoch ist – und, wenn das der Fall ist, Mietright mit der Durchsetzung der Mietsenkung beauftragen. Über 1.000 Berliner Mieter habe man schon unterstützt, so Geschäftsführer Daniel Halmer zum rbb. Derzeit geht die Berliner Rechtsanwaltskammer gegen die Firma vor, sie hält ihr Angebot für rechtswidrig. Drei andere Berliner Mietrecht-Startups haben ihre Websites nach Forderungen der Anwaltskammer bereits abgeschaltet.

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Bild: Cabin Spacey