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Christian Vollmann, Chanyu Xu und Stefan Groschupf haben mehrere Firmen gegründet und geführt.

Der Businessplan ist ausgearbeitet, die Gesellschaft angemeldet, aber an der Umsetzung mangelt es. Es fehlen kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die ersten Angestellten arbeiten oft in der Entwicklung, dem Vertrieb oder im Marketing und helfen dem Startup so beim initialen Wachstum. Die Schwierigkeit besteht jetzt darin, gutes Personal zu finden, auch wenn das Budget niedrig ist. Wir haben eine Gründerin und zwei Gründer nach ihren Erfahrungen gefragt.

Christian Vollmann

Christian Vollmann ist an zahlreichen Firmen beteiligt und hat drei Unternehmen selbst gegründet. Bei seinem derzeitigen Startup Nebenan.de beschäftigt er 75 Mitarbeiter.

„Generell gilt: Wer im Team gründet, kommt länger ohne Angestellte zurecht. Bei Myvideo war ich allerdings allein, da habe ich sofort Personal für Kundenservice, Marketing und Software-Programmierung eingestellt. Zu Zeiten von Myvideo in 2005 und auch Edarling in 2008 gab es noch eine hohe Arbeitslosenquote, da war der Kampf um die besten Talente noch nicht so schwer wie heute. Meine ersten Mitarbeiter habe ich meist über mein persönliches Netzwerk gefunden.

In der Regel war ich anfangs immer eher sparsam unterwegs, habe lieber unerfahrene und hungrige Leute ins Team geholt. Ich als Gründer muss dann allerdings mehr Zeit investieren, diese Leute auszubilden. Früher haben wir viele bezahlte Praktika angeboten. Heute ist das aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen schwieriger. Bei drei Monaten Pflichtpraktikum lohnt sich die Einarbeitungszeit kaum noch.

Irgendwann kommt der Punkt, an dem man erfahrene Leute in sein Team holen sollte, um sich professioneller aufzustellen. Das passiert häufig bei der Schwelle von rund 50 Mitarbeitern.“

Warum Beschäftigte ihren Job kündigen (in%)

Chanyu Xu

Chanyu Xu hat zweimal selbst im Team gegründet, darunter das Nahrungsergänzungsmittel-Startup Her1. Weitere zwei Male wurde Xu als Mitgründerin in ein Startup geholt. Bei Her1 arbeiten aktuell fünf Mitarbeiter.

„Meine ersten Angestellten sind immer über Empfehlungen gekommen. Als kleines Startup, das noch nichts vorzuweisen hat, ist das Buhlen um die tollsten Absolventen schwierig. Deshalb habe ich vor allem mit anderen Gründerinnen und Gründern gesprochen. Denn die ziehen für eine Stelle ja auch mehrere Kandidatinnen und Kandidaten in die engere Auswahl und können die Verbliebenen vielleicht empfehlen.

Mehr darüber, was in der ersten Startup-Phase wichtig ist, erfahrt ihr im Gründerszene Report „So geht Startup“:

Weil ich meinen Angestellten zu Beginn kein hohes Gehalt zahlen kann, finanziere ich ihnen zum Ausgleich Weiterbildungen, biete Homeoffice und flexible Arbeitszeiten an, damit sie sich wohlfühlen. Man sollte auf jeden Fall nicht zu sehr am Personal sparen und als Gründerin schnell lernen, Sachen zu delegieren. Selbst wenn es kleine Aufgaben sind, die man beispielsweise an studentische Hilfskräfte abgeben kann. Eine Möglichkeit ist auch, Praktikanten oder Praktikantinnen einzustellen. Bislang hatte ich immer mindestens eine Person im Praktikum im Team, die dann auch übernommen wurde.“

Stefan Groschupf

Stefan Groschupf hat seit 1997 sieben Firmen gegründet und über 200 Millionen Dollar Venture Capital aufgenommen. Mit 29 Jahren zog der inzwischen 42-Jährige ins Silicon Valley, leitete dort zeitweise mehr als 250 Mitarbeiter an.

„Junge Gründerinnen und Gründer sollten sich am besten Leute suchen, mit denen sie in der Vergangenheit schon einmal zusammengearbeitet haben – sei es bei einem Nebenjob oder in einem anderen Startup. Auf gar keinen Fall sollte man Freunde oder Mitstudierende anstellen, die man noch nicht im Arbeitskontext erlebt hat. Man sollte wissen, wie die Leute arbeiten, wie gut sie Entscheidungen treffen und ob man sich auf sie verlassen kann.

Meine Empfehlung ist, einen ersten starken Angestellten zu holen und ihn oder sie ähnlich wie eine Mitgründerin oder einen Mitgründer zu behandeln. Das heißt, dieser Person klare Aufgaben und Verantwortungen zu geben. Dem oder der Angestellten kann man entweder ein gutes Gehalt zahlen oder beispielsweise Aktienoptionen geben.

Sollte es mit dieser Person nicht funktionieren, kann man sie auch nach sechs Monaten Probezeit wieder kündigen. In dem Fall zieht der Vesting Cliff. Das bedeutet, dass im Vertrag vorab festgehalten wird, dass der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin eine bestimmte Zeit bleiben muss. Tut er oder sie das nicht, wird die Anteilsoption wieder entzogen.“

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Checkliste fürs Personal

1. Büroräume: Wo sitzen meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

  • Eigenes Büro versus Coworking versus Untermiete versus Räumlichkeiten eines Accelerators
  • Welche Regelungen zur Remote-Arbeit gelten in meinem Unternehmen?
  • Wichtig: Arbeitsstättenverordnung und darin beschriebene Sicherheitsrichtlinien einhalten!

2. Arbeitsverträge

  • Wie soll meine Belegschaft arbeiten?
  • Werden Mini- (Verdienstgrenze 450 Euro/Monat; 5.400 Euro/Jahr) oder Midijobs (450,01 bis 1300 Euro/Monat) angeboten? Dabei Mindestlohn einhalten (9,35 Euro pro Stunde)!
  • Gibt es Werkstudentenjobs und Praktika?
  • Wer bekommt befristete, wer unbefristete Verträge?
  • Arbeitnehmerschutzgesetz einhalten

3. Gehaltsplanung und Arbeitgeberkosten: Was auf dich zukommt

  • Rechne mit plus 20 Prozent Zusatzkosten auf das Gehaltsbrutto durch den Arbeitgeberanteil (Sozialversicherung, Lohnsteuer).

4. Krankenversicherung: Erstattung bei Krankheit

  • Je nach gewähltem Satz bekommt ein Unternehmen anteilig Gehalt für kranke Mitarbeiter von der Krankenkasse zurück.

5. Personalplanung: Alles im Blick

  • Stelle sicher, dass Krankheitstage getrackt werden
  • Behalte auch über Urlaubstage den Überblick (und beachte den gesetzlichen Urlaubsanspruch: 24 Tage)

Aufgeschrieben hat diese Checkliste Corinna Haas, Gründerin des Frankfurter Personalsoftware-Startups Inga. Haas arbeitete vor der Gründung unter anderem mehr als elf Jahre als Recruiterin bei der US-Bank J.P. Morgan.

Bilder: Christian Vollmann, Chanyu Xu, Stefan Groschupf
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