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Ist er ein Plantfluencer?

Andere Leute entdecken in Corona-Zeiten ihre Leidenschaft fürs Backen, ich will meine Wohnung grüner gestalten. Diese Idee hatten schon einige Leute vor mir: Sogenannte „Plantfluencer“ haben bereits vor ein paar Jahren den Charme von Pflanzen für sich entdeckt – und ihr großes Vermarktungspotenzial auf Instagram. Sogar die Zeitschrift New Yorker berichtete von der besonderen „Liebesbeziehung zwischen Millennials und Hauspflanzen“.

Die Zielgruppe der jungen naturbewussten Städter haben mittlerweile Startups entdeckt, insbesondere in den USA. Firmen wie Bloomscape oder The Sill verkaufen Pflanzen übers Internet und haben für ihre Geschäftsidee bereits Millionen an Wagniskapital eingesammelt. In Deutschland ist der Onlinehandel mit Pflanzen noch deutlich kleiner als in den USA. Doch der Hype wächst.

„Früher haben sich nur die Leute Pflanzen geholt, die sich auch damit auskennen. Das hat sich mittlerweile geändert“, sagt auch der Berliner Alex Napetschnig, der 2019 das Pflanzen-Startup Bosque gründete. Auf Instagram (einer wichtigen Plattform für Pflanzen-Ventures) folgen der jungen Firma immerhin knapp 14.000 Leute. Sein Unternehmen bietet einen Onlinehandel für ausgewählte Zimmerpflanzen an. Bosque will jedoch mehr sein als das: Es gehe ihm um die „ganzheitliche Erfahrung“ des Pflanzenkaufs, so Napetschnig – von der Suche nach dem richtigen Gewächs bis hin zur richtigen Pflege.

Pflanzen-Startups: Mit Quiz zum passenden Gewächs

Das will ich testen: Auf der Website von Bosque beginne ich mit der Suche nach der richtigen Pflanze. Ich muss ein paar Fragen beantworten, die mir dabei helfen sollen: Wie schätze ich meine Pflanzen-Skills ein (eher mittel), wie hell ist meine Wohnung (eher mittel), habe ich Tiere oder Kleinkinder, weshalb ich auf giftige Pflanzen verzichten sollte (nein). Dann bekomme ich eine Auswahl an Pflanzen präsentiert, die bereits instagrammable und animiert vor rosa Hintergrund in Szene gesetzt sind. Ich entscheide mich für ein Exemplar namens Sanza. Kostenpunkt: 39,90 Euro inklusive Übertopf und Versand.

 

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Lassen wir den #monsteramonday mit einem kurzen Blick in die Vergangenheit ausklingen.✨ Die Monstera war früher vor allem bei Künstlern und Designern sehr beliebt, doch ab den Siebzigerjahren galt die sie als spießig und es wurde ruhig um sie.??‍♂️Jetzt ist sie schon seit einigen Jahren wieder zurück und wir wetten, dass mindestens die Hälfte von euch auch eine Monstera zu Hause hat.? Mit ihren herzförmigen Blättern wickelt sie jeden um den Finger!? Falls ihr noch keine Monstera bei euch zu Hause habt, wird es aber höchste Zeit!⏰ . . . #bosque #bosqueplants #calathea #pflanzenpflege #pflanzenpflegetipps #plantcare #monstera #monsteramonday #monday #zimmerpflanze #pflanzenliebe ##pflanzenmuddi#wecareabouttheplanet #berlin #plantsarefriends #geschenkidee #wissenswert #geschenk #pflanzenpflege #plantfacts

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Andere Onlineshops haben ähnliche Pflanzen für deutlich weniger Geld im Angebot. Bosque begründet den hohen Preis auf seiner Website damit, dass das Startup seine Produkte selber ausliefert. „Pflanzen sind Lebewesen, mit DHL funktioniert das nicht“, sagt Bosque-Gründer Napetschnig. Das Startup setzt deshalb auf eigene Fahrer. Ein Nachteil beim Thema Skalierung: Bisher sind die Bosque-Pflanzen nur in Berlin und Hamburg erhältlich.

Einige Startups setzen auf den Handel mit Grünem:

  • Grüneo: Die beiden Gründerinnen Alicia Ferrer und Lena Müller haben einen kleinen Indoor-Garten für die Fensterbank entwickelt – explizit für Stadtbewohner, die keinen Garten oder Balkon haben.
  • Plantnight: Wer lieber mit Freunden pflanzt: Die Eventplattform Artnight bietet ebenso Pflanz-Workshops an. Ein solcher Kurs für „Living Wall Frames“ kostet 49 Euro.
  • Picturethis: Ist man sich nicht sicher, welche Pflanze man vor sich hat, kann man einfach ein Bild hochladen. Dank Picturethis weiß ich jetzt, dass eine meiner Zimmerpflanzen eigentlich Beamtenspargel heißt. Im Jahresabo kostet die App 29 Euro.
  • Blumixx: Das Startup füllt Blumenkästen mit vorgepflanzten Einlage-Beeten. Ein sogenannter Blumen-Bag kostet 16 Euro plus Versand.

Außerdem bietet das Startup seinen Kunden die Dienste einer digitalen Pflanzenassistentin an. „Normalerweise wirst du nach dem Kauf total alleingelassen mit deiner Pflanze“, sagt der Gründer. Nach Erhalt von Sanza muss ich einen QR-Code scannen, dann werde ich auf den Facebook-Messenger weitergeleitet und dort mit Mary, der Pflanzenassistentin, verbunden.

Der Chatbot ist gar kein Bot

Auf ihre Nachfrage hin soll ich ein Bild mit dem Standort meiner Pflanze schicken. Eine Rückmeldung dazu bekomme ich erst Stunden später: Mary findet meinen Standort in Ordnung. Außerdem rät sie mir zum regelmäßigen Gießen und Besprühen der Pflanze – nichts, was mir eine kurze Google-Recherche nicht auch verraten hätte. Napetschnig klärt mich auf, was es mit der verzögerten Kommunikation auf sich hat: Hinter dem Chatbot steckten echte Menschen, sagt der Gründer.

Bald soll es die Pflanzenassistentin Mary auch als eigene App geben. Außerdem will das Startup im Juli eine AR-App launchen, mit der man die Pflanze vor dem Kauf testweise in der eigenen Wohnung positionieren kann. Ob sich diese zusätzlichen Gimmicks schon auszahlen, verrät Alex Napetschnig nicht. Zu Umsatz- und Kundenzahlen will der Bosque-Gründer keine Angaben machen. Laut Handelsregister sind bei Bosque seit vergangenem Jahr ein paar Business Angels und der VC-Fonds Kreativwirtschaft Berlin GmbH investiert.

Bild: Getty Images / Luis Alvarez
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