Apple-Chef Tim Cook spricht kommende Woche in Europa – dem Mekka der Datenschützer

Die Strategen und Executives von Apple haben in Deutschland leichtes Spiel. Während sie in anderen Ländern oft die Feinheiten des Datenschutzes gegenüber Tech-Journalisten langwierig erklären müssen, treffen sie in unserem Land auf ein bestens informiertes Publikum. Denn hierzulande weiß jeder Journalist, der sich mit dem Thema Tech beschäftigt, was „Intelligent Trackin Prevention“, „Opt-in“ oder „No-Sign-In“ bedeutet.  

Am gestrigen Mittwoch ging Apple einen weiteren Schritt in Sachen Datenschutz. Eine neue Seite zum Thema Datenschutz ist in Deutschland online gegangen und erklärt dem Apple-Nutzer in aller Ausführlichkeit, was für die Sicherheit seiner Daten getan wird. Kunden in Australien, den USA, Neuseeland und Kanada haben jetzt wie die Europäer die Möglichkeit, ihre persönlichen Daten herunterzuladen und zu prüfen, was der Konzern alles über sie weiß. 

Der Tech-Gigant hat ein anderes Geschäftsmodell als Facebook oder Google. Er braucht für seine Geschäfte nicht die Daten seiner Kunden, um anschließend Werbung zu verkaufen. Denn Apple lebt in erster Linie von seinen iPhone-Verkäufen. Deshalb kann der Konzern mit Datensicherheit ganz anders umgehen.

Große Worte: Ethik, Würde und Respekt

Kommende Woche wird Applechef Tim Cook in Brüssel sprechen. Auf der „International Conference of Data Protection and Privacy Commissioners“. Seine Keynote trägt den Titel: „Über Ethik: Würde und Respekt im datengetriebenen Leben.“ Seine Firma wird er als Musterschüler in der Disziplin Datenschutz und Schutz der Privatsphäre vorstellen.

Es gibt durchaus einige Argumente, die er anführen kann. Denn grundsätzliche Linie bei Apple ist, dass so wenig Daten wie möglich gesammelt werden und dass Rechenprozesse möglichst nicht auf zentralen Servern der Firma durchgeführt werden, sondern auf den Geräten selber. iPhones oder iPads sind inzwischen mächtige Werkzeuge, die technisch dazu in der Lage sind. Der Fachausdruck dafür ist „On-Device-Processing“. Diese Technik wird für Fotos, Musik, den Sprachassistenten Siri und viele andere Services auf dem iPhone eingesetzt. 

Nutzer gegenüber Datensammlern stärken

Dieses Processing sorgt zum Beispiel dafür, dass unsere Fotos vom iPhone nach verschiedenen Kriterien sortiert angeboten werden: Orte, Objekte oder Personen. Es gibt auch Vorschläge, mit welchem befreundeten Nutzer wir bestimmte Fotos teilen könnten. Die dazu verwendete Technik des Machine Learnings findet auf dem Gerät selber statt.

Auch bei Safari, dem Browser von Apple, kündigt man einen weiteren Schritt an. Safari überlässt es dem Nutzer, ob er es in Kauf nimmt, dass er von sozialen Netzwerken wie Facebook getrackt wird. Hauptsächlich soll das Tracking durch Cookies unterbunden werden. Mit einem Klick blockt der Browser alle Cookies. Andere Browser wie Mozillas Firefox können das allerdings schon etwas länger. 

Auch gegen das sogenannte „Fingerprinting“ soll vorgegangen werden. Wenn man im Internet surft, kann das Gerät des Nutzers durch eine Zusammenstellung einzigartiger Eigenschaften, wie z.B. seine Konfiguration, identifiziert werden. Das Betriebssystem Mojave wird diese eindeutigen Identifikatoren entfernen, um Fingerprinting zu erschweren. Grundsätzlich will man den Nutzer gegenüber den Datensammlern stärken. Das ist aller Ehren wert, doch kann Apple dieses Katz-und-Maus-Spiel mit den Werbetreibenden wirklich gewinnen?

Keine Sorgen um die Sicherheit

Auch bei den Passwörtern will Apple seinen Nutzern unter die Arme greifen. Man hat verstanden, dass es als normaler Nutzer fast unmöglich ist, für alle verwendeten Dienste verschiedene und sinnvolle Passwörter zu vergeben. Ziel von Apple ist es, die Vergabe von Passwörtern einfacher und sicherer zu machen. Der Nutzer wird durch einen Vorgang geführt, an dessen Ende er alle Dienste mit schwer zu knackenden Passwörtern versehen hat, sich aber trotzdem leicht einloggen kann. 

Deutsche Datenschützer erzählen oft auf Podien, dass Deutschland und Europa aus dem akribischen Datenschutz vielleicht sogar ein Geschäftsmodell machen kann. Apple hat das längst verstanden und rüstet sich im Kampf gegen die Konkurrenz mit neuen Sicherheitsoffensiven. Man orientiert sich dabei an den Wünschen der Nutzer. Weniger an Forderungen der Politik. 

Der Nutzer von Apple soll sich um Sicherheit seiner Daten in Zukunft keine Sorgen machen müssen. Das ist die langfristige Strategie des Konzerns. Da liegt noch ein weiter Weg vor dem Techkonzern aus Cupertino. Aber weiter als in Deutschland ist man auf alle Fälle.

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