Tobias Gerbracht (20) mit seinem Staubsauger-Adapter (am Rohr oberhalb seiner linken Hand angebracht).
Tobias Gerbracht mit seinem Staubsauger-Adapter Catch Up (am Rohr oberhalb seiner linken Hand angebracht).

„Wenn ich ein Problem erkenne, muss ich etwas erfinden, um es zu lösen“, sagt Tobias Gerbracht – und bei ihm klingt das nicht wie ein auswendig gelernter PR-Satz. Der 20-Jährige ist zweifacher Bundessieger des Wettbewerbs Jugend Forscht, Erstplatzierter einer weltweiten Design-Challenge des Software-Konzerns Autodesk, Industriedesign-Student und gibt als Nebenjob an der Wuppertaler Junior-Universität Kurse zu virtueller Realität. 

Sein jüngstes Forschungsprojekt stellt Gerbracht jetzt in der Höhle der Löwen vor: den Catch Up, einen Adapter für Staubsauger. Er soll verhindern, dass größere Teile wie etwa Legosteine in Staubsaugerbeuteln verschwinden. 

Die Idee sei ihm gekommen, als seine Oma einen Ohrring eingesaugt und ihren Enkel beauftragt habe, das Schmuckstück aus dem Staubsaugerbeutel zu holen, erzählt Gerbracht. „Darin rumzuwühlen war eine absolut eklige Angelegenheit.“ Und da war es, dieses Problem, das er lösen musste: Der Ohrring hätte gar nicht erst im Beutel landen dürfen. In diesem Moment habe er schon eine Idee gehabt, wie das funktionieren könnte. 

Design mithilfe von Virtueller Realität sparte Prototypen

Zwei Jahre lang arbeitete er an der Umsetzung seiner Idee, zunächst mit Pappe und Holz im eigenen Werkkeller, später benutzte er den 3D-Drucker einer Solinger Firma. „Ich war so richtig im Forschungsfieber drin, im Entwickeln und Tüfteln“, sagt der Student.

Seine Entwürfe zeichnete Gerbracht mit einem CAD-Programm am Computer. CAD, das bedeutet Computer Aided Design – also computergestütztes Konstruieren. Mittels dieser Anwendung konnte er das Computer-Modell seines Adapters in die virtuelle Realität transportieren. Durch eine VR-Brille sah er das am PC entworfene Produkt, als sei es real – und konnte so etwaige Designfehler schon ausbessern, bevor er einen richtigen Prototypen in Auftrag gab. 

Gerbracht testete sein Produkt mithilfe einer VR-Brille.
Gerbracht testete sein Produkt mithilfe einer VR-Brille.

An der Junior-Uni bringt er diese Technik Jugendlichen zwischen elf und 20 Jahren bei. Sie lernen bei ihm, Stühle, Tische oder auch Elon Musks Hyperloop am PC zu zeichnen und in die virtuelle Realität zu bringen. Wie schafft er das alles – studieren, Dozent sein, ein Startup gründen? „Ich nutze meine Zeit einfach effektiv.“ Wenn er doch mal den Kopf frei bekommen muss, fahre er mit Freunden zum Kitesurfen nach Holland.

Zeichnet sich ein Dümmel-Deal ab? 

Von seinem Auftritt in Die Höhle der Löwen erhofft sich der Wuppertaler vor allem Aufmerksamkeit der breiten Masse. „Ich möchte nicht, dass der Catch Up ein Tüftlerprojekt bleibt, sondern dass damit Probleme im Haushalt gelöst werden.“ „Problemlöser“ – diesen Begriff verwendete auch DHDL-Löwe Ralf Dümmel im Gründerszene-Interview. Ein Anzeichen für einen Deal zwischen dem Erfinder und dem Handelsunternehmer? Bezüglich des Ausgangs seines Auftrittes schweigt Gerbracht, er verrät nur, dass er in der Show um 100.000 Euro für 35 Prozent seiner Unternehmensanteile geworben habe.

Dabei hatte er zum Zeitpunkt der Aufzeichnung noch nicht einmal gegründet – aus Geldmangel. „Ich hatte zwar 3.000 Euro durch meine Jugend-Forscht-Preisgelder, die habe ich aber für Prototypen ausgegeben.“ Jeder Catch-Up-Prototyp aus dem 3D-Drucker habe ihn 600 Euro gekostet. Sollte sein Staubsauger-Adapter es in den Handel schaffen, wolle er ihn für 24,99 Euro anbieten.

Seinen Auftritt in der Vox-Show bezeichnet Gerbracht als „krassesten Moment“ seines Lebens. „Wenn man mit der Familie auf der Couch sitzt und die Sendung anschaut, sieht alles so entspannt aus. Aber wenn man selbst dabei ist, steht plötzlich alles auf dem Spiel: Der Ausgang des Drehs entscheidet, wie das Leben weitergeht.“

Bild: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer / Bild im Text: Tobias Gerbracht