Bald übernatürlich begabt? Mensch mit VR-Brille

In keine Technologie setzt Facebook größere Hoffnung als in Virtual Reality und Augmented Reality. Facebooks VR-Chef Andrew Bosworth will dafür eine Milliarde Nutzer gewinnen. Die Brillen sollen in der Lage sein, fundamentale Probleme der Menschheit zu lösen. Auf dem Weg dahin müssen noch ein paar Herausforderungen gemeistert werden.

Herr Bosworth, Facebook steckt in kaum ein anderes Projekt so viel Mühe und Geld wie in die Virtual und Augmented Reality. Warum?

Unsere Mission ist es, Menschen miteinander zu verbinden. Wir sehen aber, dass es den starken Wunsch gibt, noch stärker miteinander in Verbindung zu treten als bisher. Die bisherigen Technologien wie Smartphones und Browser haben Grenzen, an die wir langsam anstoßen. Deswegen haben wir unsere Portale gebaut, bei denen es vor allem um Video-Telefonie geht. Mit Virtual Reality können wir noch viel weiter gehen.

Was hat der Nutzer davon?

Denken Sie an Pendler und die Stunden, die sie im Verkehr verbringen, nur um in einem Raum mit anderen Menschen zu sein. Man könnte viel mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.

Das Versprechen gab es auch, als Videokonferenzen eingeführt wurden. Daraus ist aber nichts geworden.

Ich weiß. Auch VR wird nie so gut sein wie eine echte Begegnung. Aber wenn wir es schaffen, dass unsere Avatare natürlicher aussehen und beispielsweise Gesichtszüge haben und Mimik beherrschen, sind wir schon einen großes Stück weiter.

Wann wird es so weit sein?

Wir sind auf dem Weg dorthin. Wir haben ein Forscherteam, das mithilfe von maschinellem Lernen dem schon sehr nahe kommt. Inzwischen ist das nicht mehr eine Herausforderung für Forscher, sondern eher für Entwicklungsingenieure.

Facebook hat das Ziel, eine Milliarde Menschen in die virtuelle Realität zu bringen. Wie soll das gelingen?

Wenn VR in der Lage ist, fundamentale Probleme für die Menschen zu lösen, wird uns das gelingen. Derzeit lösen wir Probleme in einzelnen Branchen. Unsere Oculus-VR-Brillen werden beispielsweise in Unternehmen für die Ausbildung von Mitarbeitern eingesetzt. Diese Einsatzgebiete weiten wir aus.

Lest auch

Aber so kommt man nicht auf eine Milliarde Nutzer, oder?

Der beste Weg zu einer Milliarde Nutzer ist nicht immer der direkte Weg. Es geht nicht immer darum, so schnell wie möglich so viele Nutzer wie möglich zu gewinnen. Oft ist es besser, erst einmal mit Enthusiasten und Early Adopter zu arbeiten, damit das Produkt fertig ist, wenn der Moment für den Massenmarkt kommt.

Wie passt Augmented Reality in diese Strategie?

AR geht einen Schritt über VR hinaus. Diese Technologien sind also miteinander verbunden auf dem Weg in eine Zukunft, die Menschen mehr Freiheit von physischen Grenzen gibt. Eine AR-Brille schließt andere Menschen in der Umgebung nicht mehr aus. Unser Ziel ist eine Augmented-Reality-Brille, die man den ganzen Tag tragen kann. Sie können dann virtuelle Objekte in ihre Umgebung einblenden.

Welche Auswirkungen erwarten Sie?

Wir glauben, dass VR und AR für die Gesellschaft eine ähnliche fundamentale Veränderung bringen wie der Personal Computer. Stellen Sie sich vor, dass jedes Display, das Sie umgibt, nicht mehr physisch existiert, sondern nur in der Augmented Reality. Sie werden keine Uhr und kein Smartphone mehr haben. Das wird eine dramatische Veränderung sein. All das wird passieren. Die Frage ist nur, wann.

Was wird sich noch verändern?

Menschen werden ihre Wahrnehmung mit Superkräften anreichern können. Wenn Sie in einem lauten Restaurant sind, können Sie ein Mikrofon nutzen, um sich auf die eine Person vor sich zu fokussieren und alles andere auszublenden. Oder Sie können ihre Sehkraft verstärken und aus der Ferne erkennen, ob das Ihr Bus ist, zu dem Sie jetzt rennen müssen.

Superkräfte? Denken Sie an Implantate?

Wir denken dabei wirklich eher an Brillen. Da gibt es noch einige technische Herausforderungen. Die Displays müssen sowohl im Sonnenlicht als auch im Dunkeln erkennbar sein. Eine solche Brille braucht Energie und entwickelt Hitze. All diese Probleme müssen wir noch lösen. Daran arbeiten wir derzeit.

Also keine physischen Eingriffe?

Teile unsere Teams haben in der Vergangenheit mit einer Computer-Gehirn-Schnittstelle experimentiert. Dabei ging es aber darum, mit Gedanken einen Computer zu steuern. Wir haben keine Projekte, bei denen es um Implantate geht. Wir bauen keine Cyborgs.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Welt.de.

Bild: Getty Images / Martin Bernetti