Der Supercomputer Watson wurde 2011 Jeopardy-Champion, Projekt Debater ist eine Weiterentwicklung der Technik.
Der Supercomputer Watson wurde 2011 Jeopardy-Champion, Projekt Debater ist eine Weiterentwicklung der Technik.

Das Führen einer Debatte ist die Königsdisziplin der verbalen Auseinandersetzungen. Denn schlagkräftige Argumente in einem Streitgespräch zu finden, ist nicht immer einfach. Was uns oft schwerfällt, hat IBM jetzt einer Künstlichen Intelligenz (KI) beigebracht.

Project Debater heißt das System und wurde von den Forschern des Supercomputers Watson entwickelt, der 2011 Jeopardy-Champion wurde. Wie Watson bezieht auch Project Debater seine Informationen aus einer riesigen Datenbank – in dem Fall aus Millionen Zeitungsartikeln.

Bei einer Präsentation der KI in San Francisco wurden Debatten zu Themen geführt, die Project Debater vor der Veranstaltung nicht kannte – Weltraumforschung und Telemedizin. Die Forscher wollten sichergehen, dass die KI ihre Argumente nicht vorher schon zurechtlegt. Nach der jeweils vierminütigen Eröffnungsrede seines menschlichen Gegners untersuchte Project Debater den Vortrag. Mit diesen Daten und denen aus den Zeitungsberichten schuf die KI Argumente, mit denen sie der gegnerischen Meinung entgegentrat.

Ein Beispiel: In ihrer Eröffnungsrede war die KI der Meinung, dass uns die Erforschung des Weltraums zugutekomme, weil sie die Wissenschaft voranbringt. Der menschliche Gegner dagegen argumentierte, dass staatliche Subventionen hier auf der Erde besser angelegt seien.

In seiner Gegenrede vertrat Project Debater die Ansicht, dass die potenziellen technischen und wirtschaftlichen Vorteile der Weltraumforschung die anderen Regierungsausgaben überwiegen. Die Mehrheit der Zuhörer war anschließend der Meinung, dass die KI ihr Wissen mehr bereicherte als das des menschlichen Gegners.

Die KI gegen den Filterblaseneffekt

Project Debater sei beeindruckend, schreibt auch das IT-Magazin Engadget, weil das System nicht nur die Worte verstehen muss, sondern auch den Kontext des Gesprochenen. Die KI sei außerdem in der Lage, unvoreingenommen zu argumentieren. „Das kann helfen, den sogenannten Filterblaseneffekt zu durchbrechen“, sagt IBM-Forscher Ranit Aharonov. Diesen Effekt erleben Personen, die sich mit Gleichgesinnten austauschen und so ihre eigene Meinung immer wieder bestätigt bekommen.

Weil Project Debater Emotionen nicht kennt und unvoreingenommen argumentiert, könnte die KI daher Regierungen und Unternehmen dabei helfen, Entscheidungen zu treffen. „Project Debater könnte der ultimative faktenbasierte Resonanzboden sein, ohne die Vorurteile, die oft von Menschen kommen“, schreibt IBM. Und nur durch Debatten lerne die KI, sich durch unsere chaotische, unstrukturierte menschliche Welt zu navigieren.

IBM arbeitete sechs Jahre lang an Projekt Debater, um der KI die für Debatten notwendigen Funktionen beizubringen. Dazu gehören unter anderem datengesteuertes Schreiben einer Rede, die Präsentation eines Vortrags, das Erkennen von Sprache und Schlüsselwörtern in einer Rede und die Entwicklung eigener Argumente in einem wissenschaftlichen Kontext.

Bild: Getty Images / Ben Hider