Ob Roboter-Kellner, wie hier in Dubai, zur Normalität werden, ist fraglich.
Ob Roboter-Kellner, wie hier in Dubai, zur Normalität werden, ist fraglich.

Auch wenn Lebensmittel ein sehr analoges Wirtschaftsgut sind – die Industrie dahinter ist es schon lange nicht mehr. Die Digitalisierung hat auch die Lebensmittelbranche voll erfasst. Im Rahmen der Themenwoche zur Künstlichen Intelligenz (KI) auf Gründerszene gibt NGIN Food einen Überblick, in welchen Bereichen Food-Unternehmen von KI profitieren können.  

  • Im Bereich Supply Chain Management könnte KI die Effizienz deutlich steigern – und tut es mitunter schon. Das Startup Blue Yonder aus Karlsruhe etwa hat eine Software entwickelt, die im Stande ist, die Haltbarkeit von Obst und Gemüse zu bestimmen und daraufhin die Bestellmengen anzupassen. Zu den Kunden gehört zum Beispiel Kaufland. Auch das norwegische Startup Tomra arbeitet an einer Technologie, die schon beim Sortieren nach der Ernte ebensogut wie ein Mensch entscheiden kann, welche Früchte für den Verkauf geeignet sind und welche nicht.
  • Die KI von Blue Yonder kann nicht nur die Haltbarkeit von Lebensmitteln bestimmen, sondern auf Grundlage von Verkaufszahlen auch bei Non-Food-Artikeln wie Kleidung vorhersagen, ab wann die Nachfrage für einen Artikel sinken wird. Mit diesen Prognosen (Predictive Analytics) könnte die Logistik auf präzisere Daten als bisher gestützt werden.
  • In den Läden selbst könnten Kunden KI in Form von Verkaufsrobotern begegnen. Erste Modelle gibt es bereits. So gibt es bei Walmart Roboter, die durch die Gänge fahren und die Regale scannen. Fehlt ein Produkt oder ist etwas nicht ordentlich eingeräumt, geben sie Meldung an Mitarbeiter, die diese Lücke auffüllen. Im Non-Food-Bereich gibt es bei Saturn seit 2016 einen Roboter namens Paul, der Kunden berät. Dass nicht jeder von solch einer Entwicklung angetan ist, zeigte Edeka in einem Werbespot. Hier wird der Roboter als nutzloses Dummerchen dargestellt, weil er nicht versteht, wie man ein Rezept „mit viel Liebe“ empfiehlt. 
  • Ein bisschen weniger auffällig, aber vielleicht ebenso hilfreich wie Verkaufsroboter, sind Chatbots, die den Kunden auf dem Smartphone beim Kauf beraten. Der Discounter Lidl etwa hat in Großbritannien einen Bot namens Margot entwickelt, der den Kunden beim Wein-Einkauf hilft. 
  • Die Herstellung von Speisen durch intelligente Systeme dürfte in Zukunft ebenfalls zunehmen. Schon jetzt gibt es Roboter, die beispielsweise Pizza backen, Kaffee verkaufen oder Burger zubereiten. Gerne auch direkt im Restaurant, um einen Show-Effekt zu erreichen. In den USA haben vier MIT-Studenten sogar ein nur von Robotern betriebenes Restaurant eröffnet. Noch sind nicht alle dieser Systeme intelligent, doch der Einsatz von Sensoren und Software, die die Maschinen lernfähig machen, dürfte zunehmen.  
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  • Voller Technologie steckt auch der Amazon-Supermarkt Go. Zahlreiche Kameras und Sensoren registrieren jede Bewegung und jeden Kauf der Kunden und verknüpfen diese Daten mit dem Amazon-Kundenkonto. Intelligent ist an diesem System beispielsweise die Bilderkennung, mit der Amazon die Handlungen der Kunden aufzeichnet. Auf diesem Wege erfährt der Konzern von Jeff Bezos noch mehr über die Bedürfnisse und Vorlieben seiner Kunden. 
  • Der Agrarsektor bietet großes Potential für den Einsatz von KI. Ein Beispiel dafür sind Mikro-Chips, die die Gesundheit von Milchkühen überwachen. Das Startup Smartbox etwa stellt Ohrenmarken her, bei dem Unternehmen InnoCow tragen die Tiere die Chips um den Hals. Beide Technologien werten die Daten aus und lernen dabei, Brunftzeit und Krankheiten zu erkennen. Auch beim Anbau von Gemüse und Obst gibt es bereits Technologien, die das Gedeihen von Pflanzen messen und so eigenständig die Wasser-, Licht- und Nährstoffversorgung steuern. 
  • Hier geht’s zum Gründerszene-Themenschwerpunkt Künstliche Intelligenz…

  • Im Bereich der Food-Lieferung könnte KI ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen. So gibt es etwa ein Modell des Fraunhofer Instituts, bei dem die Technik voraussagen soll, in welchen Städten welche Güter wann und wie oft nachgefragt werden. Die richtige Zahl an Bestellungen und die passende Route könnte so automatisch erstellt werden. Auch Amazon arbeitet an einer vergleichbaren Software. Hier soll die KI schon vor dem Kunden wissen, wann er Hunger haben wird und was er dann bestellen wird. Auch autonom fahrende Fahrzeuge sind ein wichtiger Trend in der Liefer-Industrie. Die US-Supermarktkette Kroger etwa testet derzeit solche Fahrzeuge, die sich dank intelligenter Bilderkennung fahrerlos auf öffentlichen Straßen bewegen können. 

Bild: Getty Images / GIUSEPPE CACACE / Contributor (oben) und VCG / Contributor (im Text)