Schätzt er die Entwicklung von KI richtig ein? Google-Chef Sundar Pichai.

Google, Facebook und Co. könnten zu den Dinosauriern des Zeitalters der Künstlichen Intelligenz (KI) werden. „Das Rennen um die Vormachtstellung bei der Künstlichen Intelligenz ist offen“, sagte der Chef der Unternehmensberatung Roland Berger, Charles-Édouard Bouée, während des Welt Summit – Artificial Intelligence 2018 in Berlin. Zwar hätten Internetkonzerne mithilfe von Künstlicher Intelligenz ihre Geschäftsmodelle erweitert. Doch es sei ein Fehler, wenn solche Champions denken, dass sie für immer führen würden.

Künstliche Intelligenz sei nach dem Siegeszeug des PC, dem stationären und mobilen Internet nun die nächste Welle der Entwicklung. Sie werde die Technologie- und Wirtschaftswelt durcheinanderwirbeln. Tatsächlich haben Konzerne wie Google und Facebook mithilfe von maschinellem Lernen, einem Teilbereich der Künstlichen Intelligenz, ihre Dienste verbessert und erweitert. Google hatte schon vor Jahren den Wandel von „Mobile First“ zu „AI First“ vollzogen.

Ungewisse Zukunft

In fast keinem Dienst, der von Google angeboten wird, fehlt der Einfluss von KI. Jedes Ergebnis auf eine Google-Suchanfrage wird davon beeinflusst. Die Spracherkennung wäre weniger treffsicher ohne maschinelles Lernen, das gilt auch für die Übersetzung und Bilderkennung. Ähnlich aktiv sind die chinesischen Internetkonzerne Baidu, Alibaba und Tencent. In China sind die US-Anbieter Google und Facebook nicht vertreten, weil sie dort entweder nicht arbeiten dürfen oder nicht wollen.

Ob sich die hohen Investitionen in KI auszahlen, ist allerdings ungewiss. Die Zukunft der Technologie könnte trüber aussehen als von den Konzernen ausgemalt. Insbesondere weil künftig zunehmend Künstliche Intelligenz nicht mehr in großen Datenzentren mit leistungsstarken Computern ausgeführt wird, sondern auf den Geräten der Nutzer selbst.

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Diese persönliche und dezentrale Künstliche Intelligenz sei weniger von den Datenbergen abhängig, die Google und andere anhäufen, sagte Roland-Berger-Chef Bouée. „Das wird sich auf die aktuellen Gewinner auswirken, da es ihre grundlegenden Einnahmequellen angreift und sie potenziell irrelevant macht.“

KI-Chips in den Geräten

Die für maschinelles Lernen notwendigen neuronalen Netzwerke finden sich bereits heute schon in Smartphone-Prozessoren von Apple und Huawei. KI-Chips entwickelt auch das chinesische Unternehmen Horizon Robotics. Mitgründer Chan Huang nannte auf dem KI-Gipfel den lokalen Einsatz wichtig, um das Potenzial von Künstlicher Intelligenz auszuschöpfen. Die Technologie von Horizon Robotics steckt unter anderem in Autos und Sicherheitskameras.

Mithilfe von KI-Chips in den Geräten müssen sie nicht mehr über das Internet auf Datenzentren zugreifen, um ihre Aufgaben zu verrichten. Bei vielen Anwendungen dürften künftig Millisekunden darüber entscheiden, ob ein Dienst erfolgreich ist oder nicht. Der Weg vom Nutzer zu einem Datenzentrum, das viele Kilometer entfernt liegt, wird dann schnell zu lang. Insbesondere für autonome Fahrzeuge ist der Zeitvorteil wichtig. Deswegen muss das Datenzentrum entweder näher zum Nutzer rücken, beispielsweise direkt an Mobilfunkantennen-Standorte. Oder die Arbeit wird gleich auf dem Gerät der Nutzer erledigt.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de