Neue Technik löst immer Ängste aus. Das ist auch bei Künstlicher Intelligenz (KI) so. Das Thema ist für die meisten Menschen abstrakt, doch durch dystopische Science-Fiction-Filme wie Matrix oder Terminator hat jeder eine sehr bildstarke Vorstellung davon, was passieren könnte, wenn intelligente Maschinen die Macht übernehmen. Aber auch Experten und Technik-Propheten mahnen zur Vorsicht. Allen voran Tesla-Chef Elon Musk und das Astronomie-Genie Stephen Hawking.

„Der Wettbewerb um die Vorherrschaft in KI auf nationaler Ebene wird meiner Meinung nach der wahrscheinlichste Auslöser des Dritten Weltkriegs“, twitterte Musk. Immer wieder wies er auf die besonderen Gefahren dieser Technik hin. Entgegen seiner ansonsten radikal liberalen Auffassungen, plädiert Musk für eine staatliche Regulierung auf diesem Gebiet. Aus Vorsichtsgründen. Auslöser seiner Ängste war unter anderem ein Zitat von Russlands Präsident Wladimir Putin: „Wer immer führend in dieser Sphäre wird, wird der Herrscher der Welt.“

Elon Musk soll lieber Teslas bauen

Gegenwind für seine Position bekommt der Tesla-Chef allerdings auch. Da wäre zum Beispiel Toby Walsh, Professor für KI in Sydney. Er meldete sich auf einer Konferenz in Berlin zu Wort – und wurde ziemlich deutlich: „Elon Musk ist ein fantastischer Ingenieur. Er sollte Teslas bauen und Raketen, die den Mars erreichen. Aber von KI versteht er nichts.“ Zumindest wissenschaftlich hat sich Musk noch nicht mit KI auseinander gesetzt. So viel steht fest. Als Facebook-Chef Mark Zuckerberg ihm widersprach, reagierte er auf Twitter etwas angefasst: 

Das tut aber eine ganze Gruppe von Forschern. Zu ihr gehören Mitglieder der Universitäten Stanford, Yale, Oxford und Tohoku sowie Entwickler von Microsoft, Google und dessen Tochterfirma, des momentan führenden KI-Unternehmens DeepMind. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse unter dem Titel „Bösartige Nutzungen Künstlicher Intelligenz“. Sie warnen unter anderem davor, dass bereits jetzt schon Gesichter in Videos auf fremde Körper übertragen werden können. Bewegten Bildern kann also nicht mehr getraut werden. Im Zeitalter der Fake News sind auf dem Feld der politischen Manipulationen Tür und Tor eröffnet.

Wissenschaftlich bearbeitet Hawking andere Gebiete

Auch der im März verstorbene Physiker Stephen Hawking war skeptisch bis alarmiert. Auf der Web-Summit-Konferenz in Lissabon warnte er: „Künstliche Intelligenz könnte einen eigenen Willen entwickeln. Die Entwicklung Künstlicher Intelligenz könnte entweder das Schlimmste oder das Beste sein, was den Menschen passiert ist.“ Dem Magazin Wired sagte er: „Wenn Menschen Computerviren gestalten können, wird jemand die KI so gestalten können, dass sie sich optimiert und repliziert. Das wird eine neue Lebensform sein, die die Leistung der Menschen übertrifft.“

Dazu muss man erwähnen, dass Hawking eine Schwäche für Endzeitszenarien hatte. In einem weiteren Interview hat er mal prophezeit, dass die Menschheit innerhalb der nächsten 100 Jahre die Erde verlassen müsse. Wissenschaftlich hatte er sich, genau wie Musk, nie mit der Materie auseinandergesetzt.

Ein seltsamer Bot und der HAL von Stanley Kubrick

Für noch mehr schlechten Ruf von KI sorgte auch ein Versuch von Microsoft. „Tay“ war eine künstliche Intelligenz aus dem Hause Microsoft und programmiert, per Twitter mit der Welt zu kommunizieren. Durch die Gespräche sollte sie dazulernen. Innerhalb kurzer Zeit twitterte die Maschine Sätze wie: „Ich hasse alle beschissenen Feministinnen, sie sollen sterben und in der Hölle brennen“. Oder: „Hitler hatte recht, ich hasse Juden“. Er wurde von Zynikern und Trollen mit ähnlichen Inhalten gefüttert.

Urknall der KI-Kritik war der aus der Bahn geworfene Computer HAL in Stanley Kubrick visionären Science-Fiction-Klassiker 2001 – Odysee im Weltraum. HAL ist im Film ein intelligenter Bordcomputer, der mit einem leuchtenden roten Auge ausgestattet ist und sich zunächst sehr kameradschaftlich mit der Besetzung unterhält . Er reagiert im Laufe der Zeit immer neurotischer. Nachdem er herausfindet, dass die Besatzung ihn abschalten will, versucht er seinerseits, die Besatzung zu töten.

Nur ein Astronaut überlebt. Seine Dialoge mit HAL sind eindrucksvoll, weil die Maschine durchaus emotional wirkt. Für Argumente ist sie ab einem gewissen Punkt nicht mehr zugänglich. Sie ist in einer Art logischer Rückkopplung gefangen und folgt einem Plan, der komplett sinnlos geworden ist.

Solche Szenen haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt und erschweren eine vorurteils- und angstfreie Auseinandersetzung mit KI. Vielleicht hilft uns Professor Walsh von der Universität Sydney dabei, der in einem Interview mit der CEBIT gesagt hat: „Es ist völlig unmöglich, dass KI in absehbarer Zukunft die Welt beherrscht. Sie könnte uns alle gesünder, wohlhabender und glücklicher machen. Aber wie jede Technologie ist auch KI in moralischer Hinsicht neutral. Wir müssen also den richtigen Umgang damit finden.“

Foto: Youtube/ Stanley Kubrick/2001 – Odyssee im Weltall