Das Gründerpaar Stephan Batteiger und Jelka Hauschild mit ihren beiden Söhnen.

Als Jelka Hauschild und Stephan Batteiger (beide 33) 2015 ihr erstes Kind erwarteten, quälte sie die Frage, die fast alle Eltern beschäftigt: Wie soll es nur heißen? Eine passende App als Suchhilfe gab es nicht, also entwickelten sie ihre eigene. Die funktioniert nach dem Prinzip der Dating-App Tinder, nur mit Namen. Werdenden Eltern soll sie als Entscheidungshilfe bei der Namensfindung dienen.

Mittlerweile hat Charliesnames fast 500.000 Downloads. Geld verdienen die Macher mit der App noch nicht, denn sie ist kostenlos. Nutzer können aber einen freiwilligen Betrag zwischen 1,09 und 14,99 Euro spenden. Das Paar wohnt in Dachau und hat zwei Kinder im Alter von vier und anderthalb Jahren. 

Frau Hauschild, bei der Namenssuche verzweifeln viele werdende Eltern. Ging es Ihnen und Ihrem Partner auch so?

Als wir unser erstes Kind erwarteten, hatten wir keine Ahnung, wo man anfängt bei der Suche nach einem geeigneten Namen. Wir hatten auch keinen Lieblingsnamen in petto. Lexika und Namenregister haben uns auch nicht weitergebracht. Mein Partner ist Informatiker und hat nach einer App gesucht, die uns bei der Suche hilft. Aber das war alles nicht zufriedenstellend, deshalb haben wir mit Charliesnames eine eigene entwickelt. 

Weshalb der Name Charlie – haben Sie so letztendlich Ihr Baby genannt? 

Charlie war zwar mal im Gespräch als Name für unseren ersten Sohn, aber wir haben uns letztendlich für den Namen Linus entschieden. Charlie blieb Namensgeber für unsere App – unser zweites Baby sozusagen. 

Wie genau funktioniert die App? 

Wie bei Tinder wischen die Nutzer den angezeigten Namen nach links, wenn er ihnen nicht gefällt, oder nach rechts, wenn sie ihn gut finden. Und sie können Herzen vergeben für die Namen, die wirklich auf den ersten Blick Lieblingsnamen sind. Die kommen dann auch auf die finale Lieblingsliste. Die KI lernt mit jedem Wisch dazu und passt ihre Vorschläge an. Außerdem gibt es Filter: Nutzer können zum Beispiel angeben, ob der Name eher lang oder kurz sein soll, welchen Anfangsbuchstaben er haben oder in welchem Land er beliebt sein soll. Mittlerweile gibt es die App schon in sechs Sprachen und wir planen weitere. 

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Und am Schluss präsentiert man sich als Paar dann gegenseitig seine persönliche Lieblingsliste? 

In der App kann man sich sogar mit dem Profil des Partners verknüpfen und die Listen so direkt miteinander vergleichen. So bekommt die Namenssuche etwas Verspieltes. Datenschutz ist uns aber sehr wichtig. Deshalb muss man sich nicht extra anmelden, um die App zu verwenden. Wer will, kann seinen Nachnamen angeben, um zu testen, ob der Babyname dazu passt. 

Die App verzeichnet schon knapp 500.000 Downloads. Was verdienen Sie damit?

Geld bringt das Ganze bisher nicht ein, Charliesnames ist kostenlos. Auch gegen Werbung haben wir uns bewusst entschieden, weil wir das als Nutzer selbst nervig finden. Nach einiger Zeit in der App wird man gefragt, ob man einen freiwilligen Betrag spenden möchte. Einige Leute machen das dann auch, aber leider nicht genügend. Wir können unsere Kosten damit nicht wirklich decken. 

Wie finanzieren Sie sich dann? 

Wir haben eigentlich andere Jobs und betreiben die App bisher nur nebenbei. Stephan ist Geschäftsführer bei einer IT-Firma, ich habe in einer Filmproduktion gearbeitet, bevor ich in Mutterschutz und Elternzeit gegangen bin. 

Sie machen das also eigentlich in Ihrer Freizeit. Wieso die ganze Arbeit? 

Es macht einfach riesigen Spaß, die App weiterzuentwickeln. Und das positive Feedback der Nutzer ist toll, vor allem wenn sie uns erzählen, dass sie mithilfe der App einen Namen für ihr Kind gefunden haben. Wir wollen den Eltern auch Inspiration bieten. Sophie und Ben klingen ja schön – aber ich fände es toll, wenn die Leute ihren Kindern auch mal außergewöhnlichere Namen geben statt bei den Top-Ten-Namen zu bleiben.

Mittlerweile haben Sie noch ein zweites Kind bekommen. Haben Sie den Namen mithilfe Ihrer App gefunden? 

Ja genau, unser zweiter Sohn heißt Moritz, bei dem Namen hatten wir ein Match. Ich muss allerdings zugeben, dass das auch kein besonders außergewöhnlicher Name ist.

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Bild: Charliesnames