Jan Goetz studierte an der TU München und lebt in Finnland.

Eigentlich war für Jan Goetz klar, dass er eine akademische Karriere einschlagen will. Die übliche Laufbahn – erst Studium, dann Promotion, gefolgt von verschiedenen Postdoc-Stellen und schließlich die Professur – unterbrach er. Nach dem Ende seiner ersten Postdoc-Stelle in Helsinki entschied er sich für einen anderen Weg: den des Startup-Gründers.

Gemeinsam mit seinem ehemaligen Professor, dem Quantenforscher Mikko Möttönen, und zwei weiteren Mitstreitern hat er im vergangenen Jahr das Quanten-Startup IQM gegründet. Die Firma baut Hardwareteile für Quantencomputer, wie zum Beispiel Prozessoren. Der Prozessor ist bei Quantenrechnern wie bei normalen Computern für die Berechnungen verantwortlich.

Quantenrechner sind extrem fragil und komplex

Statt Bits aus elektrischen Signalen wie bei herkömmlichen Rechnern haben Quantencomputer sogenannte Qubits. Die Faustregel: Je mehr Qubits, desto leistungsfähiger der Rechner. Doch ganz so einfach sei es nicht, sagt Goetz. „Unser Team könnte zwar easy einen Chip mit 2000 Qubits darauf bauen.“ Das Gesamtsystem eines Quantencomputers sei aber sehr komplex und fragil, so dass es oftmals kollabiere.

Bei der Produktion seiner Prozessoren setzt IQM auf sogenannte Supraleiter. Diese Materialien leiten Strom ohne Widerstand. Der Quanten-Computer von Google wurde ebenfalls mithilfe supraleitender Technologie hergestellt.

Hier haben wir die wichtigsten Player zusammengetragen:

Diese Startups bauen an einer Technologie der Zukunft: Quantencomputing

Auch wenn der große Durchbruch der Quantentechnologie vermutlich noch einige Jahre auf sich warten lässt – Investoren zeigen sich trotzdem interessiert. Neben dem Aufbau eines Übernahmekandidaten dürfte außerdem eine mögliche Lizenzierung zum Beispiel des Chipdesigns ein Anreiz für die Geldgeber sein.

Der VC Lakestar etwa beteiligte sich erst kürzlich an der 10-Millionen-Euro-Runde des Startups Terra Quantum. Hinter der Quanten-Firma mit Sitz in der Schweiz steckt das deutsch-russische Gründerduo Markus Pflitsch und Gordey Borisovich Lesovik. 

Tausende Euro Materialkosten für Hardware

Auch IQM sammelte in einer Seed-Finanzierungsrunde im Sommer 2019 knapp zwölf Millionen Euro ein. Geldgeber waren unter anderem die finnische Investmentgesellschaft Tesi sowie die Münchner Risikokapitalgeber Vito Ventures und MIG Fonds.

Das Startup, das mittlerweile rund 40 Mitarbeiter beschäftigt, bereite sich auf eine neue Runde vor, sagt Jan Goetz: „Wir sind gerade voll im Pitching-Modus.“ Denn Hardware-Produktion sei kostspielig: Ein einzelnes Testgerät, das IQM verwendet, könne bis zu 100.000 Euro kosten. Die laufenden Kosten des Startups betragen laut Goetz rund eine halbe Million Euro monatlich.

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In Zukunft will sich das Startup neben der Produktion der Prozessoren verstärkt der Interaktion zwischen Hardware und Software widmen. Vor kurzem expandierte die Firma deshalb nach Deutschland: In München sollen sich die Mitarbeiter um das Design und die Software kümmern, während sich das finnische Team weiter auf die Hardware-Produktion konzentriert.

Das Münchner Team um den neuen Deutschland-Chef Enrique Solano forsche außerdem an konkreten Anwendungen für die Quanten-Prozessoren. Finanzen, Chemie und Machine Learning – auf diese drei Bereiche fokussiere sich das Startup aktuell, sagt Goetz. „Wir versuchen so, unser Risiko zu streuen – falls ein Bereich nicht funktioniert, dann stehen wir nicht mit leeren Händen da.“

Bild: IQM