Die 4tiitoo-Gründer Tore Meyer (links) und Stephan Odörfer

Wie viel Zeit verbringt ein Büromitarbeiter im Schnitt damit, seine Maus zu bewegen? Das Münchner Startup 4tiitoo (forty two) hat das gemessen. Das Ergebnis: 25 Prozent der Arbeitszeit. Kein Wunder, dass diese Belastung bei einigen Personen nach Jahren zum sogenannten Repetitive-Strain-Injury-Syndrom (RSI) – auch „Mausarm“ genannt – führt. Das Netz ist voll mit Tipps zur Schmerzlinderung.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, haben die Gründer Stephan Odörfer und Tore Meyer ein Produkt entwickelt, mit dem Computernutzer die Maus teilweise mit den Augen steuern können. Nutzer lösen zum Beispiel Links im Browser und Eingabefelder per Blick aus oder scrollen Textinhalte automatisch in ihrer Lesegeschwindigkeit. Das funktioniert per Eye Tracking, einer Technologie, mit der per Infrarottechnik die Augenbewegungen des Anwenders erkannt werden.

„Das System ist selbstlernend“, sagt Meyer im Gespräch mit Gründerszene. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz werde das Nutzerverhalten erkannt und ausgewertet. So erkennt die Software anhand der Augenbewegungen schon vorher, was der Nutzer gleich machen möchte.

Sandra Berkson und Baystartup investieren in 4tiitoo

Die Technologie ist so vielversprechend, dass 4tiitoo jetzt im Rahmen einer Finanzierungsrunde 3,1 Millionen Euro von Investoren erhalten hat. Unter den Kapitalgebern sind die österreichische Unternehmerin Sandra Berkson und Business Angels aus dem Finanzierungsnetzwerk Baystartup, das Startups bei der Kapitalsuche unterstützt.

Das Geld investiert das Startup in die Vermarktung und die Weiterentwicklung seiner Software „sowie in weitere smarte Eye-Control-Lösungen“, wie das Unternehmen in einer Mitteilung schreibt. Weitere Investoren sind gewünscht. „Aufgrund des anhaltend hohen Interesses bleibt die Finanzierungsrunde noch bis Ende November für ein Second Closing für weitere Investoren geöffnet“, heißt es.

2013 gründeten Meyer und Odörfer ihr Startup. „Wir kennen uns schon seit der Grundschule“, sagt Meyer. Nach dem Abitur studierte Odörfer Architektur und Meyer ging als BWL-Student zur WHU. Die beiden blieben während der Studienzeit befreundet. 2006 überlegten sie, wie sich Computer einfacher als mit Maus und Tastatur bedienen lassen. Die Idee: eine Steuerung per Touchscreen.

Holpriger Start des ersten Produkts

Meyer und Odörfer entwickelten mit dem Wetab ein Tablet, das 2010 auf den Markt kam. Ein Jahr später gab es Geld von Intel, aber erfolgreich war das Gerät nicht. „Wir haben damals viele Learnings im Bereich Hardware-nahe Entwicklung gemacht, von denen wir heute profitieren“, sagt Meyer. Das Gerät sei im Wettbewerb mit Android und Apple nicht konkurrenzfähig gewesen.

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Nach der Gründung von 4tiitoo beschäftigten sie sich dann zunächst intensiv mit der Gestensteuerung, bevor der Wechsel zum Eye Tracking erfolgte. Intel hatte seine Realsense-Technologie vorgestellt, mit der sich Maschinen und Geräte per Gesten steuern lassen. Dafür hatten die beiden Gründer ihre Software-Plattform Nuia angepasst. Darüber können Unternehmenskunden die Anwendung des Startups nutzen. 

Nachdem Intel die Realsense-Technologie nicht für den Massenmarkt weiterverfolgte, mussten sich Meyer und Odörfer einen anderen Geschäftsbereich suchen – Eye Tracking. Seit 2018 hat sich 4tiitoo auf diesen Themenfeld spezialisiert und verkauft seine Produkte momentan nur an große Unternehmen, die die Software auf Windows-PCs installieren können. 

Die Antwort auf alle Fragen 

In wenigen Tagen wird auch die Nuia-Version zur Blicksteuerung in Remote Meetings gelauncht. Details wollte Meyer noch nicht nennen, aber das Ziel ist es, das Erlebnis in Video-Meetings näher an die Situation in echten Meetings zu bringen.

Die Idee des Startup-Namens 4tiitoo stamme aus dem Douglas-Adams-Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“, sagt Meyer. Dort steht die Zahl 42 als Antwort auf alle Fragen. „Und als wir dann spaßeshalber noch das Durchschnittsalter aller damals am Gründungsprozess beteiligten Personen ausrechneten, kamen wir auf ziemlich genau 42.“ Dann habe es keine Zweifel mehr gegeben.

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Bild: 4tiitoo