Ging im Silicon Valley auf Kapitalsuche, und das mit Erfolg: Rasa-Gründer Alex Weidauer

Erst London, dann Berlin und nun eben San Francisco. Alex Weidauer ist pragmatisch. Obwohl er und sein Mitgründer Alan Nichol sich eigentlich für Berlin als Standort ihres KI-Startups Rasa entschieden hatten, und damit explizit gegen Kalifornien, zieht es ihn nun doch an die US-Westküste. „Grundsätzlich bin ich zwar immer noch davon überzeugt, dass man in Berlin eine große Firma aufbauen kann“, sagt Weidauer. Aber es gebe dann doch gewisse „Cluster“ in der Welt. Und im Bereich Open Source sei das nun einmal das Silicon Valley.

Was Rasa macht? Das Startup will herausfinden, was die Nutzer von Sprachassistenten eigentlich wollen. Dazu analysieren sie die natürliche Sprache und leiten ab, wie die Software am besten auf die Anfrage des Nutzers reagieren sollte. Rasa will mehr bieten als nur einfache Schlüsselwortanalyse, die Software soll mit jeder Unterhaltung dazulernen. Vom Buzzword Künstliche Intelligenz hält sich Weidauer gezielt fern, am Ende gehe es ja doch eher um Machine Learing.

„Wir wissen, dass simple Bots tot sind“, sagt Weidauer. Deshalb spricht der Rasa-Gründer auch lieber von Assistenten. „Wir denken zehn Jahre im Voraus“, sagt Weidauer. „Dann werden Sprachassistenten überall zu finden sein“, glaubt er.

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Das Open-Source-Geschäftsmodell, bei dem die Softwarebasis offen und kostenlos verbreitet und Geld über zusätzliche Dienste Geld verdient wird, haben die beiden Rasa-Gründer, die von Forbes unter die „30 Under 30“ in der europäischen Tech-Szene gewählt wurden, nicht erfunden. Stattdessen standen nicht zufällig US-amerikanische Erfolgsgeschichten wie Mongo DB oder Elastic Search Pate dafür. Deswegen habe er auch ausschließlich im Silicon Valley nach Investoren gesucht.

Den Kontakt zum US-Geldgeber habe ein Business Angel hergestellt. „Die hatten uns auch schon ein bisschen auf dem Radar“, sagt Weidauer. Auch wenn er für sein Startup gerade 13 Millionen Dollar unter anderem vom US-Vorzeige-VC Accel bekommen hat – die Entscheidung zum Umzug hätten er und sein Team gemeinsam getroffen, betont er.

Das heutige Rasa-Team in Berlin.
Das derzeitige Rasa-Team in Berlin.

Ohnehin, der Standort Berlin werde bestehen bleiben und sogar der größere sein: Bis zu 50 Programmierer sollen bald hier sitzen, doppelt so viele wie derzeit. Für den neuen Hauptsitz in den USA habe er noch keinen konkreten Plan, Weidauer spricht aber von etwa 20 Mitarbeitern, die das dortige Büro in absehbarer Zeit besetzen sollen. Vor allem wolle er darauf achten, dass die beiden Teams diesseits und jenseits des Atlantik zusammenpassen, sagt er.

Das neue Geld biete für ihn und Rasa zwar eine neue Dimension an Ressourcen. Und in Deutschland sei eine Finanzierungsrunde mit Accel auch etwas Besonderes. „In den USA ist ein Investment eines bekannten VCs allerdings schon fast eine Bedingung, um ernst genommen zu werden.“ Als er einem Programmierer einmal vom Seedfunding in Millionenhöhe erzählt hat, habe der nur gemeint, die Summe habe er im letzten Jahr verdient.

Vor gut einem Jahr, als Rasa dieses Seedfunding bekam, hatte Weidauer betont, er wolle eine Firma aufbauen, die sich selbst trägt und die irgendwann an die Börse gehen kann. Dazu steht er auch heute. Ob es in fünf Jahren schon soweit sein könne oder in zehn, das ließe sich aber noch nicht abschätzen. Ebenfalls nicht abschätzen könne er, wie lange die Millionen reichen werden. An ein erneutes Fundraising wolle er jetzt aber erst einmal nicht denken, sagt Weidauer.

Zunächst einmal hat Weidauer auch anderes im Kopf, denn am heutigen Dienstag steht ein Product Launch an: Rasa X, so heißt das neue Produkt, soll es für Entwickler einfacher machen, von echten Konversationen zwischen Mensch und Maschine zu lernen und bessere Trainingsdaten zu generieren. Es seien nämlich gar nicht unbedingt nur die Algorithmen, die verbessert werden müssen. Vielmehr fehle es oft an den Tools, mit denen man intelligente Software konstruieren kann. Das soll dann auch ein weiteres Geschäftsmodell für Rasa sein – auch wieder nach der Open-Source-Methode.

Was Startups in Sachen KI besonders beachten müssen, welche Rolle Sprachtechnologien spielen und wie man die Qualität der Daten sicherstellen kann – mehr dazu gibt’s in unserem KI-Report:

Bild: Gründerszene