Sonnen baut Batteriespeicher für Strom aus der Solaranlage auf dem Hausdach.

Im Mai 2018 stieg Shell im Rahmen einer 60-Millionen-Runde bei Sonnen ein, nun hat der Energiekonzern das Unternehmen aus dem Oberallgäu komplett übernommen. Wenn die Regulierungsbehörden zustimmen, wird Sonnen eine hundertprozentige Tochter von Shell. Die Übernahmesumme wollte CEO Christoph Ostermann auf Anfrage nicht nennen.

Shell verspricht sich von dem Zukauf laut einer Mitteilung die Möglichkeit, „unseren Kunden mehr und sauberere Energielösungen anzubieten“. 2016 hat der Konzern den Geschäftsbereich New Energies gegründet, mit dem auch der Strommarkt erschlossen werden soll. Sonnen baut Batteriespeicher, mit denen Hausbesitzer den Strom aus ihrer Solaranlage auf dem Dach speichern können.

„Wir wollen ganz massiv skalieren“

Geschäftsführung und Team sollen unter der neuen Unternehmensmutter unverändert bleiben „Wir wollen mit Shell ganz massiv die Produktion und den Vertrieb skalieren, weil wir glauben, dass wir an der Schwelle zum Massenmarkt stehen“, sagt Ostermann gegenüber Gründerszene. Außerdem wolle Sonnen mithilfe des Konzerns weiter expandieren, vor allem nach Asien, Afrika und Lateinamerika. Bislang hat das Unternehmen Standorte in Deutschland, Großbritannien, Australien und den USA.

Darüber hinaus möchte Ostermann „Synergien im Shell-Ökosystem nutzen“. Beispielsweise werde die Kooperation mit der Konzerntochter New Motion beim Thema Ladesäulen für Elektroautos vertieft, die schon seit der jüngsten Finanzierungsrunde besteht.

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Umstrittener Ölkonzern kauft Erneuerbare-Energien-Firma – das ist für Ostermann kein Widerspruch. „Wir sehen das Thema nicht ideologisch, sondern pragmatisch“, sagt der CEO. „Unsere Mission ist ‚Bezahlbare saubere Energie für alle‘ und jemand wie Shell kann uns erfolgreich dabei helfen, dieses Ziel viel schneller umzusetzen, allein durch das internationale Netzwerk und die Finanzkraft.“

Sonnen wurde 2008 von Ostermann und Torsten Stiefenhofer im bayerischen Wipoldsried gegründet und hat nach eigenen Angaben 600 Mitarbeiter. Bislang hat das Unternehmen rund 150 Millionen Euro an Wagniskapital eingesammelt. Zu den Investoren zählten neben Shell der chinesische Energieversorger Envision Energy, GE Ventures, Ecapital, Munich Venture Partners, SET Ventures und Inven Capital, der Venture-Capital-Zweig des tschechischen Energiekonzerns Čez Group.

Bild: Getty Images / Daniel Schoenen / LOOK-foto