Gründer Mirko Novakovic: Instana ist bereits sein zweites großes Unternehmen.
Gründer Mirko Novakovic: Instana ist bereits sein zweites großes Unternehmen.

Erst sieben Millionen US-Dollar, dann 20 Millionen, dann 30: Innerhalb von drei Jahren sammelte das Solinger Startup Instana 57 Millionen Dollar ein. Und zwar nicht von irgendwem. Geldgeber sind unter anderem die Facebook-Investoren Accel und Meritech. „Für die erste Runde habe ich mit mehr als 100 Investoren gesprochen, da musste ich wirklich Klinken putzen“, sagt Instana-Gründer Mirko Novakovic im Gespräch mit Gründerszene. „Aber je größer du wirst, desto eher kommen Investoren selbst auf dich zu.“ So hätten auch die beiden Wagniskapitalgeber aus dem Silicon Valley bei Instana angeklopft.

Das Startup aus dem Bergischen Land hat die großen Investoren dabei mit seiner Software überzeugt – Application Performance Management, kurz APM, heißt die Kategorie. „Wir überwachen den Ablauf der Codes und gucken, ob es dabei Fehler gibt.“ Dabei kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Sie könne Fehler in komplexen Systemen besser erkennen als Menschen, sagt Novakovic. Ein Fehler in einer Anwendung äußert sich für den Nutzer etwa, wenn eine Seite eines Onlineshops sehr lange lädt. So etwas sollen Unternehmen mit der Instana-Software frühzeitig erkennen und möglichst verhindern können. 

50.000 größte Firmen der Welt als Zielgruppe

Für seine Software hat Novakovic eine klare Zielgruppe: „Die größten 50.000 Unternehmen der Welt.“ Zu den bisherigen Kunden zählen Sixt, Audi und Drivenow. Sie zahlen pro Server, der überwacht werden soll, 800 Dollar. Manche Kunden hätten nur zehn Server, andere 150.000, sagt Novakovic – entsprechend unterschiedlich fielen die Preise aus.  

Auf dem Markt für APM-Software gibt es weitere große Player, zum Beispiel Appdynamics und New Relic. Beide sind schon seit zehn Jahren aktiv und arbeiten für zahlreiche Großkonzerne. Novakovic sieht Instana in diesem Feld als „Herausforderer“. Der 42-Jährige ist studierter Informatiker, 2007 machte er darüber hinaus ein Management-Programm an der Universität St. Gallen. Da war er bereits CEO seiner ersten Firma, der inzwischen 400 Mitarbeiter starken Software-Entwicklungsagentur Codecentric. In seinem Unternehmen habe er selbst APM-Systeme eingesetzt, erzählt Novakovic, und dabei festgestellt, dass eines fehlte, bei dem Künstliche Intelligenz zum Einsatz kam.

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Um eine solche Anwendung zu entwickeln, suchte er sich Unterstützung. Aus der eigenen Firma warb er Fabian Lange und Pavlo Baron ab – heute sind sie CTO und VP of Engineering bei Instana. Vierter im Gründerteam ist Pete Abrahams, für den das Geschäft nicht neu war: Er arbeitete bis zur Gründung 2015 beim Konkurrenten Appdynamics in San Francisco. 

San Francisco hat die besseren Vertriebler, findet der Gründer

Der Wohnsitz seines Mitgründers passte gut in Novakovics Plan. Er wollte Marketing und Vertrieb seines neuen Produkts in jedem Fall in die USA auslagern. In Deutschland gebe es wenig Unternehmen, die Enterprise-Technologie anböten – und daher auch wenig Experten in Sachen B2B-Vertrieb von Software. „Da ist das Silicon Valley sehr viel stärker“, findet Novakovic.

Mit der Kompetenz der deutschen Entwickler ist er zufriedener, ein Großteil der „Techies“, wie Novakovic sie nennt, sitzt deshalb am Gründungsstandort Solingen. Der eher für Industrieunternehmen als für Startups bekannte Standort habe Vorteile, sagt der Gründer: Es gebe wenig andere Tech-Firmen, die die Angestellten abwerben könnten und die Mieten seien vergleichsweise gering. Kürzlich habe er mal ein Büro in Düsseldorf besichtigt. „Da hätte ich allein für 30 Stellplätze mehr bezahlt als in Solingen für Büro und Stellplätze zusammen.“ Weitere Instana-Developer sind rund um den Globus verstreut. „Wir haben sehr spezielle Anforderungen, daher stellen wir passende Leute da ein, wo sie sind“, so Novakovic. Insgesamt beschäftigt Instana ihm zufolge 120 Mitarbeiter in 19 Ländern. 

Groß gefeiert habe das Team nach Abschluss der 30-Millionen-Runde im September nicht, sagt Novakovic. „Wenn ich eine Runde unterschrieben habe, hake ich das Thema ab und gehe wieder in den Arbeitsmodus.“ Das Geld habe er schließlich nicht bekommen, um damit eine Party zu schmeißen. „Die 30 Millionen sind mit Verpflichtungen verbunden. Wir müssen jetzt liefern.“ Mit dem Investment sollen Marketing, Vertrieb und Entwicklung aufgestockt werden. Ein Exit sei erst einmal nicht sein Ziel, sagt Novakovic, lieber wolle er Instana zum „besten Tool auf dem Markt“ machen. 

Bild: Instana