Die Tado-Geschäftsführung: Leopold von Bismarck, Johannes Schwarz, Christian Deilmann, Lars Merle und Toon Bouten (v.l.)
Die Tado-Geschäftsführung: Leopold von Bismarck, Johannes Schwarz, Christian Deilmann, Lars Merle und Toon Bouten (v.l.) Die Tado-Geschäftsführung: Leopold von Bismarck, Johannes Schwarz, Christian Deilmann, Lars Merle und Toon Bouten (v.l.)

Das Münchener Startup Tado gehört zu den deutschen Vorzeige-Unternehmen im Internet der Dinge. Knapp 50 Millionen Euro hat das Smart-Home-Startup bislang an Kapital bekommen, Geldgeber sind die VCs Target Partners und Shortcut Ventures. Seit der letzten Finanzierungsrunde ist auch Siemens an dem von Christian Deilmann, Johannes Schwarz, Leopold von Bismarck und Valentin Sawadski gegründeten Startup beteiligt. Wie viele Startups hält sich Tado bei den Geschäftszahlen eher bedeckt. 

Nun wurden vor Kurzem Details im Bundesanzeiger veröffentlicht. Der aktuellste verfügbare Jahresabschluss zeigt für das Geschäft des Startups im Jahr 2016 einige Besonderheiten. Bedingt durch Kapazitätsengpässe aufgrund zahlreicher Produktneuheiten im vierten Quartal 2016, so erklärt das Startup gleich im Geschäftsbericht, seien die Umsatzerlöse deutlich geringer ausgefallen als im Vorjahr. So sank der Rohertrag von 3,7 auf 2,7 Millionen Euro. Weil nach der ebenfalls 2016 abgeschlossenen Finanzierungsrunde wie zu erwarten stark in das weitere Wachstum investiert wurde und so die Kosten anstiegen, erhöhte sich der Jahresfehlbetrag von 6,3 auf 11,3 Millionen Euro.

Einmaleffekt mit lehrreichem Hintergrund

Besonders auffällig dabei: Der Aufwand für Gewährleistungen ist im Jahr 2016 auf rund 834.000 Euro gestiegen – im Vorjahr hatte er bei lediglich 21.000 Euro gelegen. Der Grund habe allerdings gar nicht bei defekten Geräten gelegen, erklärt Tado-Chef Christian Deilmann gegenüber Gründerszene: Im Jahr 2016 habe das Startup Produkte mit Unterstützung für Apples Homekit-Plattform angekündigt – allerdings habe Tado zunächst keine Zertifizierung für seine Geräte bekommen können. „Daher haben wir uns entschieden, in jedes Paket einen Gutschein für eine neue, Homekit-fähige Internetbridge beizulegen. Diese Aktion hat über 800.000 Euro gekostet und damit circa 95 Prozent der Gewährleistungskosten ausgemacht“, sagt Deilmann.

Grund für die Verzögerungen sei vor allem gewesen, dass Apple die Anforderungen immer wieder verändert habe – bei neuen Technologien keine Seltenheit. „Wir hatten den Aufwand für Homekit unterschätzt, am Ende hat die Zertifizierung nicht ein halbes, sondern eineinhalb Jahre gedauert“, so Deilmann. Die gute Nachricht: Sein Startup habe die Angelegenheit im Jahr 2016 komplett aufarbeiten können, das Folgejahr 2017 sei von den angestiegenen Gewährleistungskosten nicht mehr betroffen.

Lest auch

Gerade weil aber die Tado-Produkte nun Homekit-zertifiziert seien und weil Sprachassistenten wie Alexa, die von den Anbietern regelrecht in den Markt gedrückt wurden und zu einem Boom im Smart-Home-Bereich führten, habe Tado im Jahr 2017 deutlich mehr Produkte verkaufen können als vorher. Deilmann spricht von 300 Prozent Umsatzwachstum, konkrete Zahlen will er allerdings nicht nennen. Weil das Heizungsgeschäft ein saisonales ist, hat Tado heute neben einem intelligenten Thermostat auch eine schlaue Klimaanlagen-Fernbedienung im Angebot.

Neuer Anschub und neue Produktgeneration

Eine weitere Entwicklung, die ebenfalls mit Apple zu tun hatte, dürfte Tado währenddessen einen deutlichen Anschub gegeben haben: die Übernahme des Smart-Home-Anbieters Nest durch den Apple-Konkurrenten Google. Hatte der iPhone-Hersteller bislang die Nest-Thermostate in seinen Läden als Ausstellungsstücke geführt, finden sich stattdessen nun die Geräte von Tado in allen europäischen Apple Stores. Dass Apple-Chef Tim Cook das Logo des deutschen Startups gleich mehrmals bei Entwicklerkonferenzen auf der Bühne zeigte, habe Tado weitere Aufmerksamkeit beschert, sagt Deilmann.

Das Münchener Unternehmen macht heute bereits 75 Prozent seiner Umsätze im internationalen Geschäft. Der größte Teil, etwa die Hälfte, kommt aus nicht-deutschsprachigen EU-Ländern, ein Viertel aus Großbritannien. Die verbleibenden 25 Prozent aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Eine untergeordnete Rolle spielen derzeit noch die USA und Asien. „Dort sind wir zwar auch aktiv, aber es ist nicht unser Fokus“, sagt Deilmann. Erst einmal möchte er die Marktstellung in Europa festigen.

Zur IFA Ende August will Tado Produktneuheiten vorstellen. Was genau, verrät Deilmann nicht. Außerdem will sein Startup sein Service-Angebot erweitern. Er glaube sehr an die Verkettung von Hard- und Software, sagt er und spricht unter anderem von Apple als Vorbild. Aber auch von Firmen wie dem Zahlungsanbieter iZettle, der gerade für 2,2 Milliarden Dollar von Paypal übernommen wurde. Oder dem Smart-Home-Anbieter Ring, den Amazon für eine Milliarde Dollar übernommen hat. „Die Sprachassistenten von Amazon, Google oder Apple sind einer der größten Zukunftswetten und Investitionen dieser Firmen“, sagt Deilmann. Und von dieser smarten Zukunft will er mit seinem Startup ein Teil sein.

Bild: Tado