Das Management von Zeotap: Florian Lichtwald, Daniel Heer, Stefan Blumenthal, Oliver Kanders (v.l.)
Das Management von Zeotap, v.l.: Florian Lichtwald (Chief Data Partnerships Officer), Daniel Heer (Gründer und CEO), Stefan Blumenthal (Country Manager DACH), Oliver Kanders (Chief Client Officer)

Das Berliner Jungunternehmen Zeotap hat umgerechnet rund 37 Millionen Euro (42 Millionen Dollar) eingesammelt, wie Gründerszene exklusiv erfuhr. Zuvor hatte der Analysedienst Startupdetector einen entsprechenden Hinweis im Handelsregister entdeckt.

Bei der Kapitalspritze handelt es sich jedoch nur teilweise um eine neue Finanzierung. So floss die erste Hälfte der Summe (umgerechnet rund 18,4 Millionen Euro) schon im vergangenen Jahr. Die zweite Hälfte folgte in zwei Tranchen, jeweils eine im Februar 2020 und eine kürzlich im Juni. „Wir wollten bewusst warten, bis wir das zweite Closing abgeschlossen haben“, erklärt Daniel Heer, CEO von Zeotap, gegenüber Gründerszene. „Letztes Jahr wollten wir zudem erst unsere Meilensteine setzen, was Umsatzwachstum, Marge und Fokus auf Software-as-a-Service betrifft. Diese ehrgeizigen Ziele haben wir erreicht.“

Vier neue Investoren an Bord

Das Geld aus den beiden diesjährigen Finanzierungen stammt von vier neuen Investoren. Dazu zählen Neue Capital und der auf Werbetechnologien spezialisierte US-VC Math Capital. Ebenfalls beteiligt haben sich TTCER Partners sowie Coparion, ein vom Bundeswirtschaftsministerium und der Europäischen Investitionsbank unterstützter Fonds.

Zuvor hatten sich bereits namhafte VCs wie Capnamic Ventures, Iris Capital und Ioniq (ehemals Hitfox) an Zeotap beteiligt. Insgesamt belaufen sich die bisher eingesammelten Finanzmittel des 2014 gegründeten Unternehmens auf rund 56 Millionen Euro. Nach Berechnungen des Analyse-Dienstes Startupdetector liegt die Bewertung bei nunmehr 145 Millionen Euro.

Zeotap betreibt eine Software-Plattform, die Werbetreibenden hilft, bestehende Kundendaten zusammenzuführen und mit bisher unbekannten Informationen anzureichern. Unter anderem verwertet das Startup – anonymisiert – soziodemografische Angaben, Standortdaten sowie Informationen über Interessen und Kaufabsichten. Die Daten werden auf einer Plattform gebündelt und Werbetreibenden bereitgestellt, als Resultat sollen Nutzern dann relevantere Anzeigen ausgespielt werden. Zu den Kunden der Berliner gehören etwa N26, Mercedes, Vodafone und Red Bull. Gegründet wurde das Startup von Daniel Heer und Projjol Banerjea. Derzeit beschäftigt Zeotap rund 160 Mitarbeiter mit Büros unter anderem in New York, Bangalore und Madrid.

Geld soll in Cookie-Alternative fließen

Mit den neuen Finanzmitteln will Mitgründer Daniel Heer im nächsten Schritt eine Alternative zu sogenannten Third Party Cookies etablieren. Diese nutzen Werbetreibende, um das Surfverhalten eines Nutzers über einen längeren Zeitraum auch ohne vorherigen Login auf einer Website und über mehrere Angebote hinweg zu beobachten. Unter Datenschützern sind diese Cookies jedoch umstritten. Zudem können Nutzer sie leicht umgehen, etwa durch Adblocker. 

Zeotap möchte Werbern nun eine datenschutzkonforme Schnittstelle anbieten, die auf Millionen Profilen der firmeneigenen Kundendatenbank basiert. Dabei werden etwa E-Mail-Adressen und Handynummern von Nutzern statt wie bisher mit Third Party Cookies mit einer verschlüsselten ID-Kennung verknüpft. Damit diese auf möglichst vielen Websites genutzt werden kann, kooperiert Zeotap mit diversen Publishern, Netzwerken und Shopbetreibern. „Vereinfacht gesagt können Nutzer so auch weiterhin gezielt über digitale oder soziale Kanäle werblich angesprochen werden“, sagt Heer.

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Wir werden Anfang 2021 profitabel sein“

Derzeit ist Zeotap mit seiner Datenplattform in zehn Märkten aktiv. Dazu zählen neben Deutschland und Großbritannien auch Spanien, die USA, Kanada, Mexiko, Brasilien und Indien. Profitabel ist das Startup noch nicht. Laut Bundesanzeiger erzielte Zeotap per Ende 2018 einen Verlust von 10,2 Millionen Euro bei einem Umsatz von rund zwei Millionen Euro.

Laut Mitgründer Daniel Heer gab es inzwischen jedoch einen deutlichen Aufwärtstrend. Für 2019 spricht Zeotap in einer Mitteilung von einem „Umsatzwachstum in Höhe von 431 Prozent gegenüber dem vergangenen Geschäftsjahr“. Dies entspräche einem Umsatz von zuletzt 10,9 Millionen Euro. „Wir halten als deutsches Unternehmen mit den Amerikanern mit“, sagt Heer. „Dazu muss man investieren, was wir seit mehr als sechs Jahren massiv tun. Jetzt skalieren diese Effekte sehr stark. Profitabel werden wir dennoch bald sein, Anfang 2021.“

Bild: Zeotap