Flaschenpost-Gründer Dieter Büchl (links) und Martha Eggert, zuständig fürs Business Development

Dieter Büchl war genervt: vom Schleppen der Wasserkisten, von den strikten Zeitfenstern hiesiger Getränkelieferdienste und von den Lieferkosten. Jahrelang trug er den Ärger mit sich herum – bis er beschloss, seinen eigenen Lieferdienst für Getränke zu gründen.

Im Oktober 2014 startete Büchl Flaschenpost im westfälischen Münster. Das Konzept? Simpel. Kunden konnten über den Onlineshop Getränkekisten bestellen, im Angebot gab es etwa Wasser, Erfrischungsgetränke und Bier. Eine App gab es nicht.

Das Besondere an Flaschenpost: Geliefert wurden die bestellten Getränke innerhalb von 90 Minuten – auch samstags und sonntags. Lieferkosten gab es nicht und die Flaschenpost-Mitarbeiter nahmen das Leergut wieder mit.

Insgesamt drei Monate lang ließ Büchl in der Studentenstadt Getränke von internen Fahrern in Bullis ausliefern. Mit mit vollem Erfolg. In der kurzen Zeit habe man 12.000 Kunden bedienen können, heißt es in einem Post auf Facebook.

Doch der Erfolg überrannte das kleine Unternehmen, das ganz auf externe Dienstleister verzichtete: eigene Flotte, eigenes Getränkelager. Im Januar 2015 beschloss Dieter Büchl deshalb, den Service von Flaschenpost wieder stillzulegen.

„Wir sind viel schneller über das hinausgewachsen, was ich erwartet hatte“, erzählt der gebürtige Münchener rückblickend zu Gründerszene. Er habe gemerkt, dass es einen Markt gebe, der offenbar so in Münster noch nicht bedient werde. Das habe er testen wollen. Eine „Zwangspause“ sei nötig gewesen, um das Gelernte umzusetzen und das Unternehmen stabil ausrollen zu können.

Und das hat Büchl jetzt vor. Nachdem er monatelang daran arbeitete, sein Geschäftsmodell zu polieren, ist Flaschenpost beinahe wieder startklar.

Ende Februar nahm er für den Neustart externes Kapital auf, wie Deutsche Startups berichtete. Die Investoren sind in der Startup-Szene bekannt: der VC Cherry Ventures sowie Discovery Ventures, hinter der die beiden SumUp-Gründer Jan Deepen und Stefan Jeschonnek stehen. Das Geld wurde unter anderem in die IT investiert, um das Geschäft zu professionalisieren.

Diese Woche will der Getränkelieferdienst sein Geschäft in der Fahrradstadt wieder aufnehmen. Immer noch per Onlineshop und ganz ohne App. Und noch immer will Büchl auf externe Dienstleister verzichten und eigene Lieferanten einstellen, die die Getränke ausfahren. Das genaue Datum für den Neustart will Büchl nicht verraten.

Auf die Nachfrage, was das Modell von den Lieferservices der Supermarktketten wie Rewe unterscheidet, hat Büchl eine ebenso simple Antwort: deren Dienst passe nicht zum Lebensrhythmus vieler Menschen. Denn Flaschenpost funktioniere nach dem Prinzip: bitte jetzt liefern. Und nicht innerhalb eines breiten Zeitfensters am nächsten Tag.

Nicht nur klassische Supermärkte sind potentielle Wettbewerber des Jungunternehmens. In Münster gibt es auch einige Getränkemärkte, die im Netz ihren Lieferservice anbieten. Und auch in der Startup-Welt gibt es Wettbewerber, wie etwa das Berliner Startup Lockbox, das sich eigentlich um Paketlieferungen kümmert. Das Angebot Trinkkiste.de liefert laut Angaben auf der Homepage in Berlin, Köln, Potsdam, Freiburg, Hannover und Hamburg. Der Clou: mit einem sogenannten „Anker“ lassen sich die Getränkekästen an der Haustür sichern, damit der Kunde nicht auf den Lieferanten warten muss.

Wird sich Flaschenpost in das Revier von Trinkkiste.de trauen? Büchl will zwar mit Flaschenpost definitiv außerhalb Münsters aktiv werden. Wohin es gehen soll, will er aber nicht kommentieren.

In der Studentenstadt Münster scheint Flaschenpost jedenfalls beliebt zu sein. Vor knapp einem Monat kündigte Flaschenpost auf seiner Facebook-Seite an, dass der Dienst wieder aufgenommen werde, mehr als 1.400 Likes, mehr als 100 Shares und über 200 Kommentare begrüßten die Ankündigung.

Artikelbild: Flaschenpost