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Schon zu Beginn des Jahres hat Gründerszene beobachtet, dass die Inkubatoren–Landschaft im Umbruch ist und sich mit dem Aufkommen von Acceleratoren, Crowdfunding und Co so manches geändert hat. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass Inkubatoren tot sind. Wie es mit der Inkubatorenwelt weitergehen könnte, hat Gründerszene schon in seiner Trendanalyse behandelt, deshalb möchte ich etwas genauer auf die Gründe eingehen, warum ich vermute, dass Inkubatoren in ihrer Reinform in Zukunft ein schwieriges Unterfangen darstellen.
Ein Inkubator hat in der Regel einen umfangreichen Kostenapparat zu tragen, der von Mitarbeitergehältern über Büromiete bis hin zu unterschiedlichen Infrastrukturkosten reicht. Es lässt sich leicht ausrechnen, was Büros in repräsentativer Lage oder ein dreißigköpfiger Mitarbeiterstamm bei einem Durchschnittsgehalt von 50.000 jährlich verschlingen. Wer es extremer mag, kann sich auch Rocket Internet anschauen: Oliver Samwer muss für sein Imperium vermutlich jeden Monat (!) rund 60 Millionen Euro einwerben, um es am Laufen zu halten.
Am Ende braucht ein Inkubator also Kapital, wobei sich die Frage stellt, ob er sein Geld selbst aufbringt, sich mit Exits verdient oder ein Investment einfährt. Viele Inkubatoren haben es schlichtweg nicht vermocht, ausreichend Kapital auf- oder einzunehmen und sterben dann einen Tod auf Raten oder müssen sich auf ihre besten Pferde fokussieren.
Mit dem Aufkommen von Acceleratoren, die ihr Geld zum Teil verschenken, kam Inkubatoren schlichtweg die Wettbewerbsfähigkeit abhanden. Ein Gründer überlegt genau, wofür er Anteile abtritt, und wenn er Mentoring, Kontakte und eine erste Finanzierung an anderer Stelle kostenlos erhält, werden die Gründe für einen Inkubator schnell rar.
Auch Crowdfunding-Plattformen, die zusätzlich zur Vermittlung von Kapital noch PR-Effekte mit sich bringen, schlagen in diese Kerbe. Mit dem Aufkommen weiterer Angebote nahm die Unabhängigkeit von Gründern schlichtweg zu, weil der Zugang zu Gründungskompetenz erleichtert und das Risiko zu scheitern leicht verringert wurde.
Auch Inkubatoren müssen sich refinanzieren, da sie sonst sehr lange Cashflow-negativ arbeiten. Zusätzlich zu den Anteilen, die Inkubatoren sich selbst zuteilen oder im besten Fall im Rahmen einer Finanzierung kaufen, fallen deshalb in der Regel Zusatzgebühren an, die für Gründer zwar den Zugriff auf Experten zu Marktkonditionen bedeuten, das Paket aber noch einmal teurer machen. Wenn dann nicht herausragende Leistungen geliefert werden, entsteht schnell Frust, während kompetente Gründer dieses Szenario zumeist von vornherein meiden.
Mit all den hier genannten Punkten wurde der Mehrwert von Inkubatoren zusehends überschaubar, weshalb die Abgabe von Anteilen einen teuren Preis bedeutete. In der Konsequenz zogen Inkubatoren im Wesentlichen nur noch unerfahrene und überschaubar vielversprechende Gründer an. Leicht haftete Inkubatoren-Gründern bei Investoren ein Stigma an: Warum sollte ein kompetenter Gründer angesichts der umfangreichen Möglichkeiten des Marktes noch viele Anteile an einen Inkubator abtreten? Waren Inkubatoren früher ein probates Mittel zur Vorqualifizierung einer Gründung, hat sich dies mittlerweile ins Gegenteil verkehrt.
Wie so oft gestaltet sich die Weiterentwicklung eines Inkubators am Ende deutlich komplexer, als man es zunächst erwartet. Ein, zwei oder drei Gründungen auf den Weg zu bringen und dann mit regelmäßiger Taktung zu managen, mag noch verhältnismäßig leicht fallen. Wenn es dann darum geht, jährlich zwei oder mehr Ausgründungen zu starten und gleichzeitig den Bestand weiter bei Finanzierungen und dem Tagesgeschäft zu unterstützen, wird es komplex.
Zum einen macht sich hier die Kapitalfrage bemerkbar, zum anderen kann sich ein Inkubator letztlich nur auf eine kleine Anzahl Startups konzentrieren und muss dann seine Aufmerksamkeit auf die Top-Performer fokussieren, will er nicht ineffizient managen und unnötig Kapital verbrennen.
Ähnlich komplex wie die Skalierung eines Inkubators gestaltet sich auch die Frage, welche Disziplinen in einem Inkubator zentral abgebildet werden und wie diese dann zuzuteilen sind. Team Europe hat ja angedeutet, wie schwierig etwa die zentrale Abbildung des Online-Marketings in der Praxis ausfiel. Bei einer Handvoll Experten dürfte schnell ein Wettstreit um die besten Köpfe entbrennen, weshalb es schlichtweg besser sein kann, wichtige Disziplinen direkt in den Startups abzubilden. Dies zu Skalieren erfordert dann aber wiederum einiges an Kosten und Aufwand, während gleichzeitig der Mehrwert eines Inkubators gemindert wird.
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